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Der Dessauer Motorenhersteller AEM hat nach langwierigen Investorengesuchen das Werk endgültig geschlossen. Etwa 50 Arbeitsplätze fallen weg. Die Sanierungsbemühungen im Insolvenzverfahren blieben ohne Erfolg. Das Unternehmen war über Jahrzehnte hinweg ein Spezialist für maßgeschneiderte Antriebe. Es hinterlässt eine Lücke in der Region Dessau-Roßlau und in globalen Lieferketten der Industrie.
Vom DDR-Kombinat zum internationalen Spezialisten
Die Firma AEM Dessau blickt auf mehr als drei Jahrzehnte Erfolg zurück. Aus einem ehemaligen DDR-Kombinat entstand sie nach der Wiedervereinigung zu einem bekannten Hersteller von Elektromotoren für Industrieanwendungen. In den 1990er-Jahren beschäftigte das Unternehmen mehr als 250 Mitarbeitende und exportierte in über 60 Länder. Die Motoren kamen unter anderem in der Schifffahrt, in Wasserkraftanlagen und im Bergbau zum Einsatz. Es waren individuelle Lösungen gefragt. Bis zuletzt versorgte AEM Kunden weltweit mit Spezialantrieben. Der Exportanteil lag damals bei rund 95 Prozent.
Strukturelle Schwächen und externe Belastungen
Die Ursachen lagen in strukturellen und marktbedingten Faktoren. In den letzten Jahren stiegen die Energiepreise. Dazu kam ein erheblicher Investitionsstau und eine nachlassende Nachfrage. Die Lage im Maschinenbau schwächte das Geschäft und die Produktionskosten stiegen. Der Insolvenzverwalter betonte, dass ein neuer Investor erhebliche Mittel aufbringen müsste, um das Werk zukunftsfähig zu machen. Eine solche Hürde ließ sich im Insolvenzverfahren kaum überwinden. Der Insolvenzantrag wurde bereits im Herbst 2024 gestellt, nachdem die Umsätze durch Krisen in den Kundensektoren gesunken waren.
Risiken für Zulieferketten und regionale Wirtschaft
Viele Industriekunden kannten AEM als verlässlichen Partner für spezielle Antriebe. Mit der Schließung drohen Lieferunterbrechungen, besonders bei Nischenanwendungen, für die es kaum Alternativen gibt. Gleichzeitig geht wertvolles Fachwissen in der Elektromotorentechnik verloren, das sich über Jahrzehnte entwickelt hat. In Dessau-Roßlau trifft der Schritt die Region hart. Es geht nicht nur um den Wegfall eines traditionellen Arbeitgebers. Die industrielle Infrastruktur der Stadt erhält einen Rückschlag. Branchen mit Bedarf an maßgeschneiderten Lösungen sind besonders betroffen, etwa die Schifffahrt und Projekte aus erneuerbaren Energien.
Handlungsempfehlungen für den Mittelstand
Das Beispiel AEM Dessau liefert Hinweise für den Mittelstand. Unternehmen sollten Marktveränderungen früh erkennen und entsprechend reagieren. Investitionen sollten regelmäßig geprüft werden. Energie- und Lieferkettenrisiken müssen frühzeitig gemanagt werden. Eine breitere Kundenbasis schützt vor Abhängigkeiten von einzelnen Branchen. Die Produktion regelmäßig zu modernisieren stärkt die Wettbewerbsfähigkeit auch in Nischenmärkten. Die Erfahrung aus Dessau zeigt: Selbst etablierte Spezialisten sind nicht vor plötzlichen Marktschwankungen sicher, wenn Schwachstellen zu lange bestehen bleiben.
