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Die niederländische Brauerei Heineken treibt ein neues Dekarbonisierungsprojekt nahe Lissabon voran. EDP und Rondo Energy arbeiten mit. Bis April 2027 soll eine 100-Megawadstunden-Wärmespeicherbatterie in Betrieb gehen. Die Anlage soll künftig den Dampfbedarf der Brauerei decken, vollständig ohne fossile Brennstoffe.
Funktionsweise keramischer Wärmespeicher
Der Speicher nutzt überschüssigen Ökostrom und wandelt ihn in Wärme um. Die Wärme wird in feuerfesten Ziegeln gespeichert. Die Materialien erreichen Temperaturen bis 1.200 Grad Celsius und liefern den Dampf bei Bedarf. Der erzeugte Dampf entspricht dem aus fossilen Quellen. Betreiber müssen Abläufe nicht anpassen, um auf klimafreundliche Wärme umzusteigen.
Solarstrom und Dienstleistungsmodell senken Einstiegshürden
Die Energie stammt aus zwei Quellen. Eine neue sieben-Megawatt-Solaranlage direkt auf dem Brauereigelände liefert Strom. Langfristige Ökostromverträge mit EDP sichern jährlich 25 Gigawattstunden erneuerbaren Netzstrom. Ein zentrales Merkmal ist das Geschäftsmodell: EDP übernimmt Planung, Bau und Betrieb der Anlage und liefert die Wärme als Dienstleistung an Heineken. Dadurch entfallen Investitionskosten und technischer Aufwand für den Brauereibetrieb. Ähnliche Modelle könnten künftig auch für Mittelständler in der Lebensmittel- oder Chemieindustrie interessant sein, die hohe Prozesswärme benötigen.
Vorbildwirkung für energieintensive Branchen
Die Brauindustrie gilt als schwer zu dekarbonisieren, weil Dampf bislang überwiegend aus Gas erzeugt wird. Heineken zeigt, dass auch komplexe Anforderungen durch erneuerbare Elektrizität erfüllt werden können. Das Unternehmen strebt bis 2040 CO2-neutralität für die eigene Produktion an, mindestens aber bis 2030. Zugleich leistet das Vorhaben einen Beitrag zu Portugals nationalem Klimaziel. Experten sehen Parallelen zu anderen Industrien wie der Papier- oder Pharmaindustrie, in denen hohe Prozesstemperaturen bisher kaum elektrisch zu erzeugen waren.
Praktische Umsetzung statt theoretischer Debatten
Der Fokus liegt nicht nur auf dem Umweltschutz, sondern auch auf Wirtschaftlichkeit. Die Verbindung aus Solarstrom, Wärmespeicherung und Netzintegration stabilisiert Betriebskosten und mindert die Abhängigkeit von Gaspreisen. Technische Entscheidungsträger im Mittelstand erhalten so einen praxisnahen Beleg, dass Dekarbonisierung machbar ist. Partnerschaften helfen, Kompetenzen zu bündeln. Ein Sprecher betont, dass es um schrittweise Verbesserungen entlang der Lieferkette geht, nicht um radikale Umbrüche. Kleine und mittlere Unternehmen könnten von Kooperationsmodellen profitieren, um Emissionsziele kosteneffizient zu erreichen.
