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Vor rund fünf Jahren entschied Volkswagen, die komplette Produktion vom Verbrennungsmotor auf Elektrofahrzeuge umzustellen. Das Zwickauer Werk in Sachsen stand dabei im Mittelpunkt dieses Vorhabens. Die Umstellung wurde in 26 Monaten abgeschlossen. Das war eine beachtliche Leistung für ein Werk dieser Größe. Die Produktionskosten pro Fahrzeug lagen unter 4.000 Euro. Damit positionierte sich Zwickau als kosteneffizienter Produktionsstandort.
Aktueller Stand
Gegenwärtig läuft die Produktion nur mit rund 50 Prozent der Kapazität. Rund 9.200 Mitarbeitende arbeiten überwiegend im Zwei-Schicht-Betrieb. In Zwickau werden die Modelle ID.3, ID.4, ID.5 sowie der Audi Q4 e-tron und der Cupra Born gefertigt. Im vergangenen Jahr verließen etwa 204.000 Fahrzeuge das Werk. Die ursprüngliche Planung sah die doppelte Stückzahl vor.
Ursachen und Marktdruck
Die Ursachen liegen in der Marktsituation, nicht in technischen Defiziten. Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen blieb hinter den Erwartungen zurück. Der Wegfall staatlicher Förderungen im Jahr 2023 traf den Absatz hart. Gleichzeitig steigt der Preisdruck durch chinesische Hersteller. Ab Ende Oktober 2025 tritt Kurzarbeit ein, ausgelöst durch Halbleitermangel.
Strategische Antworten
Die Landesregierung Sachsen und die Werksleitung passen die Strategie an. Ministerpräsident Michael Kretschmer stellte konkrete Forderungen an Volkswagen. Dazu gehört eine garantierte Mindestproduktion von 250.000 Fahrzeugen pro Jahr. Zudem soll regional ein Recyclingzentrum entstehen. Transformation bleibt damit kein einmaliges Ereignis, sondern ein fortlaufender Prozess, der sich an Veränderungen anpasst.
Produktionskapazitäten und regionales Ökosystem
Volkswagen baut gleichzeitig neue Produktionskapazitäten auf. Eine neue Presse soll künftig nahezu alle Karosserieteile selbst fertigen. Das reduziert Abhängigkeiten und erhöht die Produktionsflexibilität. In der Region entstehen zudem neue Standorte von Zulieferbetrieben. Dadurch entsteht ein stabiles regionales Ökosystem.
Grenzen der Stabilität und Ausblick
Den Fortschritten stehen auch Grenzen gegenüber. Ab dem zweiten Halbjahr 2026 sollen vier der sechs Modelle an andere Standorte verlagert werden. Die Gläserne Manufaktur in Dresden läuft Ende 2025 aus. Selbst hochmoderne Werke können Produktionsprogramme unter Marktbedingungen nicht garantieren.
Lehren für den Mittelstand
Für mittelständische Unternehmen gilt: Technische Exzellenz und niedrige Kosten reichen nicht aus. Es braucht eine verlässliche Marktentwicklung, stabile politische Rahmenbedingungen und die Fähigkeit, Geschäftsmodelle schnell neu zu bewerten. Zwickau zeigt, dass Transformation ein fortlaufender Prozess ist. Flexibilität bleibt der entscheidende Erfolgsfaktor für den Standort in einer fragmentierten globalen Autoindustrie.
Quellen
https://www.cleanthinking.de/vw-werk-zwickau-mosel-elektroautos-standort/ https://www.elektroauto-news.net/news/vw-werk-zwickau-schliessung-vor-dem-aus https://www.it-boltwise.de/zwickau-vw-standort-mit-potenzial-fuer-elektromobilitaet.html https://www.volkswagen-newsroom.com/de/zwickau-3755 https://www.volkswagen-newsroom.com/de/volkswagen-sachsen-gmbh-werk-zwickau-5901 https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/volkswagen-abfuhr-fuer-kretschmer-keine-garantien-fuer-vw-werke-in-sachsen/100159390.html https://www.bundesumweltministerium.de/interview/carsten-schneider-zwickau-ist-eine-perle-im-vw-konzern https://www.automobil-produktion.de/management/volkswagen-will-werk-in-zwickau-ausbauen/1148263 https://oiger.de/2025/05/02/vw-zwickau-baut-millionsten-stromer/194262 https://www.kettner-edelmetalle.de/news/vw-werk-zwickau-kapituliert-vor-chipmangel-deutschland-verliert-den-anschluss-23-10-2025
