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Der preisbereinigte Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe stieg im Oktober 2025 gegenüber dem Vormonat um 1,5 Prozent. Experten hatten lediglich mit 0,3 Prozent gerechnet. Ein Großauftrag im Bereich Sonstiger Fahrzeugbau stützte das Plus. Die Bestellungen in diesem Segment wuchsen um mehr als 80 Prozent. Andere Bereiche, wie die Herstellung elektrischer Ausrüstungen, verzeichneten ein Minus von 16,2 Prozent. Ohne Großaufträge läge das Wachstum bei 0,5 Prozent.
Rüstungsbranche als Schlüsseltreiber
Die deutliche Zunahme im Fahrzeugbau steht in engem Zusammenhang mit der dynamischen Entwicklung der Rüstungsindustrie. Seit dem Krieg in der Ukraine hat Deutschland seine Verteidigungsausgaben deutlich erhöht, um sowohl die Bundeswehr als auch internationale Partner wie die Ukraine zu unterstützen. Aktuelle Großaufträge zeigen die Trendwende: Die Lieferung von Artilleriemunition an Rheinmetall im Wert von 8,5 Milliarden Euro und der Chinook-Hubschrauber-Deal mit Boeing im Umfang von sieben Milliarden Euro spiegeln diese Entwicklung wider. Auch die Nachfrage nach Systemen wie der IRIS-T-Luftabwehr von Diehl Defence ist international gestiegen. Diese Entwicklungen füllen Auftragsbücher der großen Konzerne und ermöglichen mittelständischen Zulieferern, Kapazitäten auszubauen und neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Unterschiedliche Dynamik bei Inlands- und Auslandsaufträgen
Im Oktober legten Inlandsaufträge um 9,9 Prozent zu, während Bestellungen aus dem Ausland um 4,0 Prozent zurückgingen. Nicht-Euro-Länder verzeichneten ein Minus von 6,5 Prozent, während die Eurozone stabil blieb. Die Entwicklung zeigt, dass die Industrie derzeit vor allem von staatlichen Aufträgen im Inland profitiert. Für den Mittelstand bedeutet dies eine wachsende Abhängigkeit von politischen Entscheidungen, die Rüstungsproduktion auszubauen. Gleichzeitig bergen volatile Auslandsmärkte Risiken, da geopolitische Spannungen und Handelshemmnisse Exportchancen vieler Unternehmen beeinträchtigen.
Auswirkungen auf Produktion und Lieferketten
Für mittelständische Unternehmen, die als Zulieferer in der Rüstungsbranche tätig sind, ergeben sich Chancen und Herausforderungen. Große Konzerne wie Rheinmetall bauen ihre Produktionskapazitäten massiv aus, etwa durch neue Munitionsfabriken oder die Fertigung von Bauteilen für den Kampfjet F-35. Das schafft Bedarf an hochspezialisierten Komponenten, die viele mittelständische Betriebe liefern können. Gleichzeitig erhöhen sich die Anforderungen an Qualität und Liefertermine, was die Produktionsprozesse unter Druck setzt. Unternehmen sollten vermeiden, zu stark von einzelnen Großkunden abhängig zu werden, da ein Rückgang der Aufträge zu Engpässen führen könnte.
Langfristige Perspektiven im Fokus
Trotz des positiven Resultats für Oktober bleibt die Gesamtsituation gemischt. Im Dreimonatsvergleich liegt der Auftragseingang weiterhin leicht unter dem Niveau der Vormonate, und der reale Umsatz entwickelt sich im Jahresvergleich negativ. Die Rüstungsindustrie rechnet mit langfristigem Aufschwung: Rheinmetall plant bis 2030 einen Umsatz von 50 Milliarden Euro. Der Branchenumsatz der führenden deutschen Anbieter stieg 2025 um 36 Prozent auf 14,9 Milliarden Euro. Für den Mittelstand bedeutet dies, strategische Entscheidungen zu treffen. An den aktuellen Aufträgen lässt sich profitieren, doch sollten Unternehmen Diversifikationsstrategien entwickeln, um künftige Schwankungen abzufedern.
