zum Inhalt
Photo by Ahmed Shabana / Unsplash

Inhaltsverzeichnis

Die Übernahme des Leverkusener Spezialchemieunternehmens Covestro durch den arabischen Staatskonzern Adnoc gewinnt Konturen. Nachdem die EU-Kommission und das Bundeswirtschaftsministerium der Transaktion zugestimmt haben, rückt der Abschluss näher. Die XRG, eine Tochtergesellschaft von Adnoc, soll Covestro künftig als langfristiger Partner stärken. Diese Entwicklung könnte die Versorgungssicherheit bei Schaumstoffen und die Kontrolle kritischer Materiallieferketten in der deutschen Industrie deutlich beeinflussen.

Covestro gehört zu den weltweit führenden Herstellern von Polyurethan-Vorprodukten. Diese Zwischenprodukte sind unverzichtbar für Hartschäume in Automobilbau, Bauwesen und Möbelproduktion. Für mittelständische Zulieferer, die auf diese Materialien angewiesen sind, markiert die Übernahme eine Zäsur. Covestro beschäftigt rund 17.500 Mitarbeitende weltweit und sichert die Lieferkette für Schlüsselbranchen wie Fahrzeugbau und Bauwirtschaft. Angesichts einer schwachen Konjunktur und gestiegener Energiekosten verzeichnete das Unternehmen zuletzt Einbußen: Im dritten Quartal 2025 sank der Umsatz um 12 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Der Verlust belief sich auf 47 Millionen Euro.

Die neue Eigentümerstruktur könnte die Preisgestaltung für Schaumstoffe und andere Hochleistungsmaterialien beeinflussen. ADNOC bringt als staatlich kontrollierter Konzern finanzielle Stabilität mit, was Covestro kurzfristig entlasten könnte. Zugleich signalisieren beide Seiten, dass Investitionen in Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft Priorität haben. Mittelfristig könnten diese Initiativen zu höheren Preisen führen, da Nachhaltigkeitsmaßnahmen wie der Einsatz alternativer Rohstoffe oder erneuerbarer Energie zusätzliche Kosten verursachen. Covestro setzt bereits heute Produkte mit mindestens 25 Prozent recycelten oder biobasierten Materialien ein und strebt bis 2035 Klimaneutralität bei direkten Emissionen an.

Für Entscheider im Mittelstand gewinnt die strategische Kontrolle der Lieferketten an Bedeutung. ADNOC verfolgt mit XRG das Ziel, zu den drei führenden Investoren der globalen Chemiebranche zu gehören. Die Integration in ein internationales Netzwerk könnte die Versorgungssicherheit stärken. Gleichzeitig besteht eine Abhängigkeit von einem staatlichen Investor aus einer Region, die geopolitisch anders gelagert ist als Europa. Kritisch ist, dass Covestro bislang maßgeblich zur Dekarbonisierung der chemischen Lieferkette beigetragen hat – etwa durch Pilotprojekte für grüne Logistik in Asien, in denen Emissionen im Lkw-Verkehr reduziert werden sollen. Ob ADNOC diese Vorreiterrolle fortführt, bleibt abzuwarten.

Covestro-Chef Markus Steilemann betont, dass die Partnerschaft Innovationen beschleunigen und neue Branchenstandards setzen könne. Für den Mittelstand bedeutet dies, dass bestehende Lieferbeziehungen zunächst stabil bleiben, langfristig aber eine aktive Anpassung der Beschaffungsstrategien erforderlich sein könnte. Unternehmen sollten prüfen, wie stark sie Covestro-Materialien einsetzen, und alternative Bezugsquellen in Erwägung ziehen. Gleichzeitig bietet sich die Chance, gemeinsam mit dem neuen Eigentümer an Nachhaltigkeitsprojekten mitzuwirken, etwa an der Standardisierung von Emissionsberechnungen in der Lieferkette. Ein Schritt, der ökologisch sowie wettbewerbsstrategisch sinnvoll ist.

Gewinnen Sie neue Kunden über das Maschinen Journal
MJ Image

Das Maschinen Journal erreicht jeden Monat tausende Entscheider aus dem industriellen Mittelstand. Nutzen Sie unsere Reichweite, um Ihre Produkte genau dort zu platzieren, wo Kaufentscheidungen entstehen.

Sie wollen mehr Anfragen erzielen?

→ Jetzt Artikel anfragen

Aktuelles

Tagesthemen vom 22.12.2025

TKMS schafft Blitzaufstieg in den MDAX Die Deutsche Börse ordnet kurz vor Weihnachten ihre Indizes neu. Zum 22. Dezember 2025 steigt der U-Boot- und Marineschiffbauer TKMS nur zwei Monate nach dem Börsengang in den MDAX auf. Das Unternehmen war erst im Oktober 2025 von Thyssenkrupp abgespalten worden. Parallel rückt auch

TKMS steigt in den MDAX auf und verdrängt HelloFresh

TKMS steigt in den MDAX auf und verdrängt HelloFresh

Ein Börsenneulinge mit Rückenwind Kurz vor Weihnachten verschiebt die Deutsche Börse die Gewichtungen der Indizes. Am 22. Dezember 2025 treten die Änderungen in Kraft. TKMS, der Thyssenkrupp Marine Systems, steigt in den MDAX auf. Der Aufstieg kam überraschend schnell. Die Abspaltung von der Thyssenkrupp-Gruppe erfolgte erst im Oktober 2025. Zwei

Tagesthemen vom 21.12.2025

Bundeswehr investiert Milliarden in neue Puma-Schützenpanzer Die Bundeswehr bestellt für 4,2 Milliarden Euro 200 zusätzliche Schützenpanzer Puma beim Gemeinschaftsunternehmen PSM von Rheinmetall und KNDS Deutschland. Die Auslieferung der ersten Fahrzeuge ist ab Mitte 2028 geplant. Der Auftrag erweitert einen bestehenden Rahmenvertrag aus dem Jahr 2023 deutlich, der bereits 50

Bundesregierung plant dreimonatige Speicherung von IP-Adressen bei Internetanbietern

Bundesregierung plant dreimonatige Speicherung von IP-Adressen bei Internetanbietern

Justizministerin Stefanie Hubig hat einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung von Cyberkriminalität vorgelegt. Dem Entwurf zufolge müssen Telekommunikationsanbieter IP-Adressen und zugehörige Daten drei Monate lang speichern. Das Papier ging letzte Woche an die übrigen Ministerien zur Abstimmung. Die Bundesregierung plant, das Gesetz dem Bundestag im Frühjahr 2026 vorzulegen. Hintergrund und Begründung Ziel