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Deutsche Autoindustrie rutscht bei Gewinnen international ab
Die drei großen deutschen Autobauer verzeichnen den niedrigsten operativen Gewinn seit der Finanzkrise. Laut EY brach der Gewinn im dritten Quartal 2025 um 76 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro ein, obwohl Absatz und Umsatz stabil blieben. Damit schneiden die Hersteller deutlich schlechter ab als Wettbewerber aus Japan, den USA und China, deren Gewinnrückgänge deutlich moderater ausfielen. Gründe sind vor allem schwächere Nachfrage nach Premiumfahrzeugen, ungünstige Wechselkurse, hohe Investitionen in Elektromobilität ohne raschen Renditeeffekt sowie zusätzliche Belastungen durch Zölle und politische Unsicherheiten.
Besonders problematisch entwickelt sich der chinesische Markt. Die Verkäufe deutscher Marken sanken dort um neun Prozent, der globale Absatzanteil fiel seit 2020 von 39 auf 29 Prozent. Chinesische Elektroautoanbieter gewinnen Marktanteile und drücken die Margen westlicher Hersteller. Zur Kostensenkung fahren Konzerne und Zulieferer umfangreiche Stellenabbauprogramme, die kurzfristig hohe Einmalkosten verursachen. Analysten erwarten bis 2027 einen Rückgang der Beschäftigtenzahl von rund 720.000 auf unter 650.000. Fachleute rechnen auch 2026 nicht mit einer Erholung. Elektromodelle verkaufen sich in westlichen Märkten langsamer als geplant, während sich Wachstum und Einfluss der Branche weiter nach Asien verlagern.
EU stellt Verbrenner-Aus infrage: Streit um Signal an die Industrie
Die EU-Kommission prüft eine Lockerung der CO2-Flottengrenzen für Neuwagen. Damit könnten bestimmte Verbrenner auch nach 2035 zugelassen bleiben, etwa Plug-in-Hybride, Fahrzeuge mit Range-Extendern oder Modelle mit Biokraftstoffen. Zudem steht im Raum, CO2-Emissionen über klimafreundliche Materialien wie grünen Stahl zu verrechnen. Die Bundesregierung drängt seit Längerem auf eine solche Anpassung, um die deutsche Autoindustrie zu entlasten.
Ökonomen kritisieren den Kurswechsel. Sie bezweifeln, dass eine Aufweichung die Wettbewerbsfähigkeit stärkt oder Arbeitsplätze sichert. Stattdessen sehen sie die Gefahr veralteter Technologien und warnen vor Symbolpolitik. Aus ihrer Sicht liegt der eigentliche Rückstand deutscher Hersteller bei Zukunftsfeldern wie Batteriezellen. Branchenexperten fordern daher, die Rahmenbedingungen für Batterie- und Wasserstofftechnologien zu verbessern und warnen, ein zu langes Festhalten am Verbrenner könne den Abstand zu chinesischen E-Auto-Anbietern vergrößern.
Für den mittelständischen Zuliefersektor erhöht die Debatte den Druck, technologische Prioritäten klar zu definieren. Kurzfristig könnte eine Lockerung zwar mehr Planungssicherheit für Verbrennerprojekte bringen. Viele Fachleute halten eine langfristige Zweigleisigkeit jedoch für wirtschaftlich nicht tragfähig, zumal zahlreiche Hersteller bereits keine neuen Verbrennerplattformen mehr entwickeln. Mittelständische Entscheider sollen sich daher stärker an absehbaren Markttrends als an politischen Symboldebatten orientieren.
dm greift mit Online-Verkauf von Medikamenten den Gesundheitsmarkt an
dm bietet ab dem 16. Dezember erstmals rezeptfreie Medikamente und Hautpflegeprodukte online an. Rund 2.500 nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel und 1.000 Pflegeartikel werden aus einem Logistikzentrum in Tschechien versendet. Verschreibungspflichtige Präparate bleiben aus rechtlichen Gründen außen vor. Das Angebot richtet sich vor allem an jüngere, digital affine Kundinnen und Kunden und soll das bestehende Sortiment logisch ergänzen. dm prüft zudem zusätzliche Gesundheitsservices wie Bluttests, um sich stärker als Anbieter im Präventionsbereich zu positionieren. Die Preise sollen sich am bekannten Dauerpreis-System orientieren.
Apotheker und Ärzte kritisieren das Vorhaben. Sie warnen vor einer Verwischung der Grenze zwischen Drogerie und Apotheke und sehen Risiken durch verstärkte Selbstmedikation ohne fachliche Beratung. Gleichzeitig wächst der Markt rasant. Bereits knapp ein Viertel des Umsatzes mit rezeptfreien Medikamenten wird online erzielt, das Gesamtvolumen für freiverkäufliche Arznei und Nahrungsergänzung liegt bei rund 7,5 Milliarden Euro. Online-Apotheken wie Redcare spüren den Druck, die Aktie verlor nach Bekanntwerden der dm-Pläne massiv an Wert. Experten erwarten, dass Drogerieketten ihre Rolle im Gesundheitsmarkt ausbauen und von bestehendem Kundenvertrauen profitieren, vor allem bei risikoarmen Produkten wie Nasensprays oder Sonnencremes.
Meyer Werft sichert Auslastung bis 2035 mit Milliardenauftrag von MSC
Die Meyer Werft in Papenburg hat mit MSC Cruises eine langfristige Partnerschaft vereinbart und erhält einen Großauftrag über mindestens vier Kreuzfahrtschiffe der neuen „New Frontier“-Klasse, mit Optionen auf zwei weitere. Das Auftragsvolumen liegt bei rund 10 Milliarden Euro, die Schiffe mit Platz für bis zu 5.400 Passagiere sollen ab 2030 jährlich ausgeliefert werden. Die endgültigen Verträge werden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2026 unterzeichnet. Der Abschluss ist für die Werft ein weiterer Schritt aus der Krise, nachdem sie durch Pandemie und Ukraine-Krieg stark belastet war und Ende 2024 mit Bundeshilfen und Landesunterstützung stabilisiert wurde.
Für die Region Emsland und die maritime Industrie in Deutschland ist der Auftrag von zentraler Bedeutung. Direkt bei Meyer arbeiten mehr als 3.200 Beschäftigte, insgesamt hängen laut Angaben der Politik rund 20.000 Arbeitsplätze an der Werft und ihren Zulieferern. Die IG Metall begrüßt den Auftrag, fordert jedoch rechtliche Garantien für mindestens 3.100 Stellen in Papenburg. Gleichzeitig hält die Werft an einem bis 2028 geplanten sozialverträglichen Personalabbau über Freiwilligenprogramme fest, um ihre wirtschaftliche Basis zu stärken.
Quellen
https://www.it-boltwise.de/deutsche-autoindustrie-in-der-krise-gewinneinbruch-und-stellenabbau.html
https://www.ey.com/de_de/newsroom/2025/09/ey-automotive-bilanzen-q2-2025
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/autokonzerne-gewinneinbruch-stellenabbau-100.html
https://web.de/magazine/politik/inland/eu-plaene-verbrenner-bruessel-dienstag-vorstellen-41692792
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/oekonomen-kritik-verbrenner-aus-100.html
https://www.turi2.de/aktuell/dm-startet-online-versand-fuer-rezeptfreie-medikamente/
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/markt/dm-apotheke-start-mit-2500-otc-mitteln/
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/marktbericht-mittag-dm-drogerie-100.html
https://www.ingenieur.de/wirtschaft/meyer-werft-10-milliarden-euro-deal-sichert-arbeit-bis-2035/
https://hansa-online.de/schiffbau/meyer-werft-nach-msc-auftrag-bis-2036-ausgelastet/297928/
