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Mercedes-Benz holt KI- und Nachhaltigkeitsexpertinnen in den Aufsichtsrat
Mercedes-Benz will den Aufsichtsrat gezielt mit Zukunftskompetenzen stärken und schlägt der Hauptversammlung im April 2026 zwei neue Mitglieder vor. Die Nachhaltigkeitsexpertin Katharina Beumelburg, derzeit Chief Sustainability & New Technologies Officer bei Heidelberg Materials, und die KI-Spezialistin Rashmi Misra sollen zwei altersbedingt ausscheidende Aufsichtsrätinnen ersetzen. Mit den Neubesetzungen rückt der Konzern Themen wie Dekarbonisierung, künstliche Intelligenz und datenbasierte Geschäftsmodelle stärker in den Mittelpunkt der strategischen Kontrolle.
Der Schritt ist Teil einer breiteren Diversitäts- und Governance-Strategie. Mercedes-Benz übertrifft bereits die eigene Frauenquote von 40 Prozent im Aufsichtsrat und will den Anteil von Frauen in Führungspositionen bis 2030 konzernweit auf 30 Prozent steigern. Gleichzeitig reagiert das Unternehmen auf den Druck institutioneller Investoren, die häufiger vielfältig besetzte Kontrollgremien fordern. Die Personalien stehen damit exemplarisch für einen Trend, der auch für mittelständische Unternehmen relevant ist: Aufsichtsräte sollen nicht nur Branchenwissen abdecken, sondern auch Expertise in Nachhaltigkeit, KI und Transformation bündeln, um den digitalen und ökologischen Umbau besser zu steuern.
DB-Chefin Palla startet schrittweise Konzernreform mit Fokus auf Dezentralisierung
Die neue Bahnchefin Evelyn Palla will den Staatskonzern mit einer schlankeren Organisation und weniger Hierarchieebenen aus der Krise führen. Radikale Einschnitte plant sie nicht, stattdessen setzt sie auf schrittweise Verbesserungen ab 2026. Rund 3.500 Führungspositionen in der Konzernleitung sollen wegfallen. Entscheidungen sollen stärker dezentral getroffen werden, regionale Manager erhalten mehr Verantwortung. Doppelstrukturen im Netz, etwa die Trennung von Bau, Betrieb und Instandhaltung, werden reduziert, um Konflikte zu vermeiden und schneller auf Störungen reagieren zu können. Palla verbindet dies mit einem Kulturwandel, bei dem Mitarbeiter vor Ort mutiger entscheiden sollen.
Trotz der Reformen bleiben die Erwartungen an die Pünktlichkeit gedämpft. Für 2026 rechnet die Bahn im Fernverkehr nur mit einer leichten Verbesserung auf mindestens 60 Prozent, bis 2029 sollen 70 Prozent erreicht werden. Hauptgründe sind die hohe Zahl an Baustellen und die Überlastung des Netzes. Drei Sofortprogramme ab 2026 sollen aber das Reiseerlebnis verbessern, etwa durch modernisierte Informationssysteme, sicherere Bahnhöfe und mehr Sauberkeit in den Zügen, finanziert mit über 140 Millionen Euro. Branchenexperten begrüßen die Dezentralisierung, kritisieren aber fehlende strukturelle Reformen und fordern eine klare Trennung von Netz und Betrieb, um mehr Wettbewerb zu ermöglichen. Für den Mittelstand bleibt die Bahn als logistischer Partner damit ein Risikofaktor. Ob die vielen kleinen Schritte ohne deutlich höhere Infrastrukturinvestitionen zu spürbar stabileren Lieferketten führen, ist offen.
Schienenmaut: Moderate Erhöhung entschärft Kostenrisiken für Mittelstand
Die Bundesnetzagentur hat eine moderate Anhebung der Trassenpreise ab Dezember 2025 gebilligt. Im Schnitt steigen die Entgelte um 2,4 Prozent, im Schienengüterverkehr um 5,8 Prozent. Möglich wurde dies durch ein Entlastungspaket der Bundesregierung, das den Eigenkapitalzinssatz der Deutschen Bahn von 5,9 auf 1,9 Prozent senkt. Ohne diese Korrektur hätten sich die Kosten im Güterverkehr um bis zu 35 Prozent verteuern können. Zusätzlich fließen 265 Millionen Euro Fördermittel in den Schienengüterverkehr, um die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn zu stützen.
Im Schienenpersonennahverkehr steigen die Trassenpreise um drei Prozent, im Fernverkehr sinken sie leicht. Die Bundesnetzagentur spricht von einem Kompromiss zwischen Investitionsbedarf in die Infrastruktur und der Belastbarkeit der Unternehmen. Branchenverbände sehen in der Entscheidung einen wichtigen Schritt, warnen aber vor künftigen Preissprüngen ohne tiefgreifende Reform der Trassenpreislogik. Besonders kleine und mittlere Logistikunternehmen bräuchten verlässliche und langfristig stabile Rahmenbedingungen.
EU nutzt eingefrorene russische Vermögenswerte dauerhaft für Ukraine-Hilfe
Die EU schafft eine neue Rechtsgrundlage, um eingefrorene russische Zentralbankgelder dauerhaft zur Unterstützung der Ukraine zu nutzen. Künftig soll die Verlängerung der Sanktionen nicht mehr einstimmig, sondern mit qualifizierter Mehrheit beschlossen werden. Damit könnten Vetos einzelner Staaten wie Ungarn umgangen werden. Grundlage ist Artikel 122 des EU-Vertrags, der gemeinsame Maßnahmen in schweren wirtschaftlichen Krisen erlaubt. Die EU verweist auf anhaltende Risiken durch den russischen Angriffskrieg.
Bis zu 210 Milliarden Euro russischer Vermögenswerte in der EU sollen in Kredite für die Ukraine umgewandelt werden, der Großteil liegt bei Euroclear in Belgien. Zinsen und Gewinne fließen bereits an Kiew, nun sollen bis 2027 bis zu 90 Milliarden Euro als Reparationsdarlehen bereitstehen. Rückzahlungen wären erst fällig, wenn Russland nach dem Krieg Reparationen leistet. Belgien blockiert den Plan bislang wegen Haftungs- und Vergeltungsrisiken und fordert umfassende EU-Garantien. Für den deutschen Mittelstand ist die Entscheidung insofern relevant, als eine stabil finanzierte Ukraine die wirtschaftliche Sicherheit Europas stärkt und zeigt, wie komplex und politisch sensibel internationale Sanktions- und Finanzmechanismen sind.
dm startet Online-Apotheke vor Weihnachten: Was mittelständische Unternehmen beachten sollten
dm bringt kurz vor Weihnachten die Online-Apotheke dm med an den Start. Ab 16. Dezember 2025 sollen Kundinnen und Kunden über App und Website rezeptfreie Medikamente wie Schmerz- und Allergiemittel bestellen können, die bislang Apotheken vorbehalten waren. Der Versand läuft über eine tschechische Partnerapotheke, weil dort die EU-rechtlichen Rahmenbedingungen günstiger sind als in Deutschland. dm verknüpft das Angebot eng mit bestehenden Digitaldiensten, etwa Wechselwirkungsprüfungen, Verfügbarkeitsmeldungen und ersten 24/7-Abholstationen. Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatz im dreistelligen Millionenbereich, konzentriert sich aber ausdrücklich auf OTC-Produkte und vermeidet verschreibungspflichtige Arzneien.
Der Aufbau war von regulatorischen Verzögerungen und Kritik begleitet. Behördliche Genehmigungen in Tschechien verschoben den Start, die AGB wurden angepasst und die finale Freigabe für den deutschen Markt steht noch aus. Apothekerverbände warnen vor einer Verwischung der Grenze zwischen Drogerie und Apotheke und sehen Risiken bei der Selbstmedikation ohne persönliche Beratung. dm verweist dagegen auf digitale Informationstools und KI-gestützte Beratung als Antwort auf Kundenwünsche. Für mittelständische Unternehmen ist der Fall ein Lehrstück: Digitale Erweiterungen klassischer Geschäftsmodelle verlangen ein durchdachtes Zusammenspiel von Technik, Regulierung und Kommunikation. Wer frühzeitig in digitale Kanäle investiert, Partnerschaften nutzt und das eigene Filialnetz klug einbindet, kann neue Märkte erschließen, ohne bestehende Akteure offen zu konfrontieren.
Quellen
https://bigl.org/wp-content/uploads/BIGL_Studie_Investors4Diversity_2025.pdf
https://www.bmv.de/SharedDocs/DE/Pressemitteilungen/2025/042-schnieder-stellt-bahn-agenda-vor.html
https://web.de/magazine/politik/bahnchefin-streicht-hunderte-posten-masterplan-41681718
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/deutsche-bahn-neustart-konzern-umbau-evelyn-palla-li.3351103
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/bahn-strategie-102.html
https://www.das-parlament.de/wirtschaft/verkehr/schienenmaut-soll-weniger-stark-steigen
https://www.vdv.de/trassenpreise.aspx
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw46-de-trassenentgelt-1125856
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Beschlusskammern/BK10/BK10_01_Aktuelles/BK10_Aktuelles.html
https://www.dvz.de/politik/detail/news/knappe-frist-fuer-genehmigung-der-trassenpreise.html
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw49-de-ukraine-1128240
https://www.sueddeutsche.de/politik/eu-russland-belgien-sanktionen-li.3353185
https://www.zdfheute.de/politik/ausland/russland-vermoegen-eingefroren-eu-ukraine-krieg-100.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/russland-eingefrorene-vermoegen-eu-100.html
https://newsroom.dm.de/news/christoph-werner-wir-arbeiten-an-der-onlineapotheke-492609
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/online-apotheke-dm-drogeriemarkt-li.3353722
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/markt/dm-apotheke-starttermin-steht/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/dm-kokettiert-weiter-mit-start-des-otc-versands-161157/
https://www.smileai.de/blog/was-pharmahersteller-jetzt-ueber-dm-als-apotheke-wissen-muessen
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/markt/dm-apotheke-drogerie-spricht-kundschaft-an/
https://www.trendyone.de/news/d-einzelhandel-internet-handel-arzneimittel-verbraucher-693c2df1781eb
