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US-Zinssenkung: Signal für Konjunktur, Unsicherheit für Exporter
Die US-Notenbank hat den Leitzins zum dritten Mal in Folge gesenkt und das Zielband auf 3,50 bis 3,75 Prozent reduziert. Der geldpolitische Ausschuss war dabei gespalten. Einige Mitglieder wollten eine stärkere Senkung, andere gar keine Änderung. Auslöser sind Anzeichen einer Abschwächung am Arbeitsmarkt, während die Kerninflation mit 2,8 Prozent weiter über dem Ziel von zwei Prozent liegt. Die Fed versucht, die Konjunktur zu stützen, ohne den Preisauftrieb erneut zu befeuern. Offizielle Projektionen deuten darauf hin, dass die Notenbank nun zunächst eine Pause einlegen und weitere Daten abwarten dürfte.
Für 2026 stellt die Fed nur noch eine zusätzliche Zinssenkung um 25 Basispunkte in Aussicht. Gleichzeitig hebt sie ihre Wachstumserwartung auf 2,3 Prozent an und rechnet mit einer langsam sinkenden Inflation. Fed-Chef Powell steht unter politischem Druck, vor allem aus dem Weißen Haus, hält aber an moderaten Schritten fest. Für den deutschen Mittelstand bedeutet die Lockerung in den USA: Ein tendenziell schwächerer Dollar könnte US-Importe vergünstigen, aber die eigenen Exporte verteuern. Mittelständler sollten deshalb Wechselkursrisiken absichern und Investitionspläne an ein längerfristig moderates Zinsumfeld anpassen, zumal hohe US-Schulden und mögliche Kurswechsel nach einem Führungstausch an der Fed zusätzliche Unsicherheit schaffen.
Gedämpfte Konjunktur, langsamer Strukturwandel, anhaltender Außendruck
Die großen Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen für Deutschland nur mit minimalem Wachstum. Das Ifo-Institut erwartet für 2025 ein Plus von 0,1 Prozent und für 2026 von 0,8 Prozent, deutlich weniger als noch in der Herbstprognose. Auch RWI und IfW sehen eher Stagnation. Gründe sind strukturelle Schwächen wie hohe Bürokratie, marode Infrastruktur, rückläufiges Arbeitskräfteangebot und schwache Investitionen. Das Produktionspotenzial wurde bis 2027 nach unten gesetzt. Die exportorientierte Industrie profitiert kaum vom moderaten Weltwirtschaftswachstum, der Standort gilt ohne tiefgreifende Reformen als gefährdet.
Zusätzlich drücken externe Faktoren. Höhere US-Zölle bremsen das Wachstum in den kommenden Jahren spürbar und treffen besonders mittelständische Exporteure mit starkem US-Geschäft. Die großen staatlichen Investitionsprogramme für Infrastruktur und Klimaschutz entfalten bisher nur begrenzte Wirkung, ein spürbarer Wachstumsbeitrag wird frühestens ab 2026 erwartet und dürfte hinter den Erwartungen bleiben. Der Arbeitsmarkt zeigt sich hingegen etwas robuster, mit leicht sinkender Arbeitslosenquote und steigender Beschäftigung. Das könnte den privaten Konsum stabilisieren. Für Entscheider im Mittelstand rücken damit zwei Aufgaben nach vorn: Innovation im Inland und Diversifizierung der Auslandsmärkte, um die Abhängigkeit von wenigen Zielregionen zu verringern.
Oracle enttäuscht mit Cloud-Wachstum und verschreckt Anleger
Oracle hat mit seinen Zahlen zum zweiten Quartal zwar den erwarteten Gewinn übertroffen, blieb beim Umsatz jedoch leicht unter den Prognosen. Besonders kritisch bewerteten Anleger das verlangsamte Wachstum im Cloud-Geschäft, das deutlich hinter den Markterwartungen zurückblieb. Ausgerechnet der Bereich, der Oracles KI-Infrastruktur tragen soll, wächst langsamer als erhofft. Gleichzeitig investiert der Konzern massiv in neue Rechenzentren, ohne dass die entsprechenden Erlöse bisher nachziehen. Die verbleibenden Leistungsverpflichtungen steigen zwar deutlich, doch der Zeitpunkt der tatsächlichen Umsatzrealisierung ist unklar.
Die hohen Investitionen belasten die Bilanz spürbar. Oracle steckt zweistellige Milliardenbeträge in den Ausbau der KI-Infrastruktur, finanziert durch hohe Schulden und zusätzliche Kredite. Der freie Cashflow ist ins Minus gedreht, was Investoren nervös macht. Die Aktie gab nachbörslich zweistellig nach und zog andere Tech-Werte wie SAP sowie Chip- und Rechenzentrumsanbieter mit nach unten. Langfristig setzt Oracle auf stark steigende Cloud-Umsätze und die eigene Position als Alternative zu AWS und Microsoft. Kurzfristig bleibt jedoch offen, ob sich das aggressive Investitionstempo mit solider Profitabilität vereinbaren lässt. Für mittelständische Unternehmen ist dies ein Hinweis, bei eigenen KI- und Cloud-Projekten genauer auf Investitionshöhe, Amortisationszeiten und realistische Nachfrageprognosen zu achten.
EU stärkt Chipproduktion in Ostdeutschland mit 623 Millionen Euro
Die EU-Kommission hat staatliche Beihilfen von insgesamt 623 Millionen Euro für den Ausbau der Chipproduktion in Dresden und Erfurt genehmigt. GlobalFoundries erhält 495 Millionen Euro für eine neue 300-Millimeter-Waferfertigung in Dresden, X-FAB 128 Millionen Euro für eine MEMS-Fabrik in Erfurt. Ziel ist es, Europas Abhängigkeit von asiatischen Lieferketten zu verringern, die Resilienz der Versorgung zu erhöhen und mehr Wertschöpfung in Europa zu halten.
Die neuen Kapazitäten sind vor allem für mittelständische Kunden in Automobil-, Maschinenbau- und Medizintechnikbranchen relevant, die auf spezialisierte Halbleiter und Sensoren angewiesen sind. Die Projekte fallen unter den European Chips Act, der bis 2030 Investitionen von 43 Milliarden Euro vorsieht. Im Gegenzug für die Förderung verpflichten sich GlobalFoundries und X-FAB, mindestens zehn Jahre an den Standorten zu bleiben, europäische Kunden bei Engpässen zu bevorzugen und nachzuweisen, dass die Investitionen ohne staatliche Unterstützung nicht möglich gewesen wären. Für mittelständische Entscheider bedeutet das mehr Planungssicherheit und potenziell kürzere, stabilere Lieferketten.
Offshore-Wind: Ausbau stockt, Branche drängt auf Kurswechsel
Der Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland hinkt den politischen Zielen deutlich hinterher. Zwar sind bereits rund 9,2 Gigawatt am Netz, doch das für 2030 gesetzte Ziel von 30 Gigawatt droht frühestens 2032 erreicht zu werden. Gründe sind ausbleibende Inbetriebnahmen neuer Anlagen, gescheiterte Ausschreibungen, Kostensteigerungen, komplexe Genehmigungen und verzögerte Netzanbindungen. Im Gegensatz dazu zeigt der kräftige Zubau an Land, dass beschleunigte Verfahren wirken und strukturelle Reformen Erfolg haben können.
Branchenverbände und Unternehmen fordern deshalb ein grundlegendes Nachjustieren des Rahmens. Sie plädieren für einfachere Ausschreibungen, eine bessere Koordinierung von Netzausbau und Projektplanung sowie verlässliche Investitionsbedingungen. Eine Verschiebung der nächsten großen Ausschreibungsrunde auf Ende 2026 soll Zeit für Korrekturen schaffen. Zusätzlich rücken Repowering-Konzepte und digitale Lösungen wie KI-gestützte Wartung in den Fokus. Für den industriellen Mittelstand eröffnen sich dadurch Chancen in Zulieferketten, Service und Datenanalyse. Ob diese Potenziale gehoben werden, entscheidet sich an der Geschwindigkeit der Reformen in den kommenden Monaten.
BGH zwingt EY zur Herausgabe zentraler Wirecard-Akten
Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass EY dem Insolvenzverwalter von Wirecard umfassende Unterlagen aus den Prüfungsjahren 2016 bis 2019 zur Verfügung stellen muss. Dazu gehören nicht nur offizielle Prüfungsakten, sondern auch interne Aufzeichnungen, persönliche Notizen und vertrauliche Hintergrundinformationen. Ausgenommen bleiben nur ältere Unterlagen zu den Bilanzen 2014 und 2015, da diese Ansprüche nach Auffassung des Gerichts verjährt sind. Damit endet ein jahrelanger Rechtsstreit, in dem sich EY mit dem Argument gewehrt hatte, das Vertrauensverhältnis zu Mandanten könnte beschädigt werden. Der BGH folgt dieser Sicht nicht und stärkt damit die Einsichtsrechte von Insolvenzverwaltern.
Die Entscheidung gilt als wichtiger Schritt zur weiteren Aufklärung des Wirecard-Skandals. Insolvenzverwalter Michael Jaffe will mit Hilfe der Unterlagen prüfen, ob EY trotz interner Bedenken jahrelang fehlerhafte Bilanzen testiert und damit mögliche Pflichtverletzungen begangen hat. Die Dokumente könnten auch Einblick in die Kommunikation zwischen Prüfern und Wirecard-Management geben, insbesondere rund um eine 2016 gestartete Sonderuntersuchung zu fragwürdigen Übernahmen in Asien. Für mittelständische Unternehmen, die regelmäßig externe Prüfer beauftragen, macht der Fall deutlich, wie entscheidend gründliche Dokumentation, kritische Prüfung und transparente Zusammenarbeit mit Wirtschaftsprüfern sind.
Betuwe-Route: Deutsche Verzögerungen bremsen Logistik und Klimaziele
Die Betuwe-Route zwischen Rotterdam und dem Ruhrgebiet bleibt auf deutscher Seite auf Jahre ein Engpass. Während die Niederlande ihren Abschnitt schon 2009 fertiggestellt haben, stockt der dreigleisige Ausbau zwischen Emmerich und Oberhausen wegen fehlender Umwelt- und Baugenehmigungen sowie sich überschneidender Infrastrukturprojekte. Teilsperren, Eingleisbetrieb und Umleitungen, etwa mit Ersatzbussen zwischen Oberhausen und Wesel, verlängern Fahrzeiten und belasten die Region zusätzlich. Nach Einschätzung von Experten dürfte die vollständige Fertigstellung eher in einem Jahrzehnt als wie geplant Mitte der 2020er Jahre erfolgen.
Für mittelständische Unternehmen hat die Verzögerung spürbare Folgen. Staus an der Grenze bei Emmerich und unberechenbare Wartezeiten schwächen die Attraktivität des Schienengüterverkehrs ab Rotterdam und treiben Logistikkosten sowie Planungsrisiken nach oben. Branchenverbände warnen, dass damit auch die Klimaziele gefährdet sind, die eine Verlagerung von Transporten auf die Schiene vorsehen. Die Betuwe-Route wird so zum Symbol für überlange Genehmigungsverfahren und mangelnde Abstimmung zwischen Bund, Ländern, Kommunen und der Deutschen Bahn. Beobachter sehen die Gefahr, dass Deutschland seine Rolle als zentraler Knotenpunkt im europäischen Schienennetz einbüßt.
Investitionsrisiko bei Tesla Grünheide verschärft Mitbestimmungskonflikt
In Teslas Werk Grünheide spitzt sich der Streit um die Mitbestimmung vor den nächsten Betriebsratswahlen 2026 zu. Werksleiter André Thierig stellte intern in Aussicht, dass künftige Investitionen des Konzerns in Deutschland vom Wahlausgang abhängen. Er warnt, eine Mehrheit der IG Metall im Betriebsrat könne dazu führen, dass Elon Musk die geplante Erweiterung der Fabrik stoppt. Damit verbindet Tesla die Zusammensetzung des Betriebsrats direkt mit strategischen Standortentscheidungen und erhöht den Druck auf die Belegschaft.
Parallel versucht das Unternehmen, durch eine vierprozentige Lohnerhöhung für alle 11 000 Beschäftigten ohne Beteiligung von Betriebsrat oder Gewerkschaft Unterstützer zu gewinnen. Kritiker sehen darin den Versuch, den Einfluss der IG Metall zu schwächen. Im aktuellen Betriebsrat ist die Gewerkschaft trotz Stimmenmehrheit in der Minderheit, weil sich mehrere konkurrierende Listen zusammengeschlossen haben. Die IG Metall tritt bei der nächsten Wahl mit Forderungen nach kürzeren Arbeitszeiten, höheren Löhnen und Tarifvertrag an und verweist auf Belastungen und Sicherheitsmängel im Werk. Für mittelständische Unternehmen macht der Fall deutlich, wie wichtig ein strukturierter sozialer Dialog ist. Wer Investitionen offen an Betriebsratsmehrheiten koppelt und Mitbestimmung ausbremst, riskiert Vertrauensverlust, Unruhe in der Belegschaft und ein angeschlagenes Arbeitgeberimage.
Quellen
https://de.tradingeconomics.com/united-states/interest-rate
https://www.deutschlandfunk.de/us-notenbank-fed-senkt-erneut-den-leitzins-112.html
https://www.deltavalue.de/fed-zinsentscheid/
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/fed-zinssenkung-usa-100.html
https://www.ifo.de/pressemitteilung/2025-12-11/ifo-institut-sieht-wachstum-2026
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunkturprognose-132.html
https://www.finanztrends.de/oracle-aktie-ki-goldgraeberstimmung-ohne-ende/
https://www.trendingtopics.eu/oracle-schwache-zahlen-lassen-aktienkurs-sinken/
https://finanzmarktwelt.de/oracle-zahlen-entscheidender-pruefstein-fuer-den-ki-boom-373145/
https://markteinblicke.de/125162/2025/09/oracle-ki-geschaeft-treibt-neue-dynamik/
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/oracle-sap-ki-100.html
https://www.it-fachportal.de/67925-eu-genehmigt-millionen-beihilfe-fuer-deutsche-chipfabriken/
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/chipfabrik-106.html
http://www.offshore-stiftung.de/de/status-quo-offshore-windenergie.php
https://www.zfk.de/energie/strom/windenergie-ausbau-deutschland-2025-windkraft-grafiken
https://bwo-offshorewind.de/pressemitteilung-ausbau-der-offshore-windenergie-im-1-halbjahr-2025/
https://www.bdew.de/presse/offshore-wind-reform-vor-der-naechsten-ausschreibung-ermoeglichen/
https://www.upday.com/de/news/bgh-zwingt-ey-zur-herausgabe-von-wirecard-prufungsakten/tdmjg0f
https://www.it-boltwise.de/nato-warnt-vor-russischen-expansionsplaenen.html
https://www.tixio.de/1087722-rutte-warnt-nato-laender-sind-russlands-naechstes-ziel.html
https://www.radiooberhausen.de/artikel/bahn-informiert-ueber-betuwe-ausbau-2465542
https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Oberhausen%E2%80%93Arnhem
https://www.emmerich-oberhausen.de/aktuelles/Sperrpausen%202025
https://www.radiokw.de/artikel/betuwe-linie-schienenersatzverkehr-in-den-osterferien-2296476
https://www.wesel.de/wirtschaft-planen/stadtentwicklung/projekte/betuwe
https://www.emmerich-oberhausen.de/aktuelles
https://www.emmerich.de/stadt-rathaus/stadtverwaltung/stadtentwicklung/betuwe-linie
https://www.vdi-nachrichten.com/technik/mobilitaet/im-zugzwang/
https://enwendo.de/wissen/waermepumpe-abstand-nachbar/
https://www.42watt.de/magazin/warmepumpe-abstand-nachbar
https://www.waermepumpen-24.de/wissen/abstand-der-waermepumpe-zum-nachbargrundstueck/
https://180gradsued.de/waermepumpe-aufstellort
https://www.viessmann.de/de/wissen/anleitungen-und-tipps/waermepumpe-aufstellort.html
https://www.enpal.de/waermepumpe/abstand
https://www.gebaeudeforum.de/service/newsletter/ausgabe-08/2024/waermepumpen-im-reihenhaus/
https://1komma5.com/de/waermepumpe/aufstellort-vorschriften/
https://www.enerix.de/ratgeber/waermepumpe/waermepumpe-abstand/
https://insidetesla.de/tesla-erhoeht-loehne-gigafactory-gruenheide/
https://www.aktien.news/tesla-erhoeht-loehne-in-gruenheide-1
