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EU einigt sich auf abgeschwächtes Klimaziel für 2040
Kurz vor der COP30 haben sich die EU-Umweltminister nach langen Verhandlungen auf ein gemeinsames Ziel festgelegt. Die Treibhausgasemissionen sollen bis 2040 um 90 Prozent gegenüber 1990 sinken. Bis zu fünf Prozentpunkte dieser Reduktion können durch internationale Kompensationen erreicht werden. Damit reduziert sich der inländische Anteil auf 85 Prozent. Der Start des Emissionshandels für Gebäude und Verkehr wurde um ein Jahr verschoben. Für 2035 bestätigten die Minister ein Zwischenziel von 66,25 bis 72,5 Prozent weniger Emissionen. Bundesumweltminister Carsten Schneider betonte, die Einigung schaffe klare Rahmenbedingungen und gleiche Wettbewerbsvoraussetzungen für Unternehmen. Kritiker wie Umweltverbände warnen jedoch, dass die abgeschwächten Vorgaben den Druck auf die Industrie verringern würden. Für den Mittelstand bedeutet dies konkreten Handlungsbedarf bei der Energieeffizienz in Produktionsprozessen sowie bei der Umstellung auf erneuerbare Energien, um die Ziele zu erreichen.
EU verschiebt Emissionshandel für Gebäude und Verkehr um ein Jahr auf 2028
Die EU verschiebt den Start des Emissionshandels für Gebäude und Verkehr (ETS 2) um zwölf Monate auf Januar 2028. Dieser Schritt ist Teil eines Kompromisses zur Festlegung neuer Klimaziele. Bis 2035 sollen die Treibhausgasemissionen um 66,25 bis 72,5 Prozent sinken, bis 2040 um 90 Prozent. Gleichzeitig wurden Schlupflöcher wie die Nutzung internationaler CO₂-Zertifikate bis zu fünf Prozent der nationalen Ziele sowie Sonderregelungen für emissionsarme Kraftstoffe eingeführt. Die Verschiebung soll verhindern, dass Heiz- und Kraftstoffpreise 2027 stark ansteigen. Für Unternehmen bedeutet der verschobene Start mehr Zeit, sich auf die Marktmechanismen des ETS 2 vorzubereiten, der künftig die CO₂-Preise durch Angebot und Nachfrage bestimmen lässt.
Ungewisse Preisentwicklung bleibt Herausforderung für mittelständische Betriebe
Auch wenn die Verschiebung Preisspitzen verhindern soll, bleibt die künftige CO₂-Kostenentwicklung unklar. Derzeit kostet eine Tonne CO₂ im nationalen Emissionshandel 55 Euro. Prognosen für 2027 liegen bei rund 78 Euro, mit Tendenz zu weiteren Steigerungen, falls der Gebäudebereich und der Verkehrssektor nicht zügig umgestellt werden. Für Handwerksbetriebe, Logistikunternehmen und energieintensive Produktionsbetriebe im Mittelstand bedeutet dies Planungsunsicherheit bei Investitionen in effiziente Heizungen oder Elektroflotten. Die Agora Energiewende warnt, dass hohe Emissionen im Verkehr und bei Gebäuden den CO₂-Preis im ETS 2 zusätzlich nach oben treiben könnten. Unternehmen sollten Energiekosten nicht aufschieben und von sozialen Ausgleichsmechanismen wie dem Klimasozialfonds profitieren.
Forderungen nach Standorttreue und Schutz vor Billigimporten beim Stahlgipfel
Beim Stahlgipfel im Kanzleramt haben SPD und Union klare Bedingungen für staatliche Unterstützung formuliert. Fördergelder sollen künftig nur fließen, wenn Unternehmen ihre Produktion in Europa halten und sich verpflichten, klimafreundliche Technologien einzusetzen. Zudem fordern die Regierungsparteien ein vollständiges Ende der Stahlimporte aus Russland sowie stärkere Schutzmechanismen gegen Billigware aus Drittstaaten, insbesondere aus China. Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, das zollfreie Importkontingent um 47 Prozent zu senken und auf überschüssige Mengen einen Zoll von 50 Prozent zu erheben. Branchenverbände wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl sehen darin einen fairen Ausgleich, der die heimische Produktion schützt, ohne verarbeitende Industrien wie den Maschinenbau zu überlasten. Gleichzeitig warnen Experten vor weiteren Arbeitsplatzverlusten, da die Rohstahlproduktion in Deutschland in den ersten sieben Monaten des Jahres um 12,1 Prozent zurückging.
Studie warnt vor gravierenden Investitionslücken in der Stahlbranche
Eine aktuelle Analyse im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass die deutsche Stahlindustrie dringend mehr in moderne Produktionsanlagen investieren muss, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Bis 2050 werden jährlich 160 bis 180 Millionen Tonnen Stahl in der EU benötigt, von denen mindestens 40 Millionen Tonnen in Deutschland hergestellt werden sollten – zur Hälfte als CO₂-arm produzierter Primärstahl und zur Hälfte aus recyceltem Schrott. Derzeit laufen die notwendigen Investitionen deutlich zu langsam, was zu einer zunehmenden Abhängigkeit von ausländischen Lieferanten führen könnte. Schon heute hängen über 600.000 Arbeitsplätze in Deutschland direkt oder indirekt von der Stahlbranche ab. Sollte die Branche weiter schrumpfen, droht laut Studie ein jährlicher Wirtschaftsausfall von bis zu 50 Milliarden Euro durch Lieferengpässe in Schlüsselsektoren wie Automobilbau oder Infrastruktur.
Hohe Energiekosten als zentrales Hindernis für grünen Stahl
Die hohen Strompreise gelten als größtes Hemmnis für die Umstellung der Stahlindustrie auf klimafreundliche Verfahren. Obwohl Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche einen ermäßigten Industriestrompreis ab 2026 angekündigt hat, der bei mindestens 50 Euro pro Megawattstunde liegen soll, ziehen internationale Konzerne Investitionen aus Deutschland zurück. ArcelorMittal hat Pläne für grüne Stahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt gestoppt, obwohl Fördergelder in Höhe von 1,3 Milliarden Euro zugesagt waren. Der Konzern begründete dies mit nicht tragfähigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Vergleich zu Ländern wie Frankreich, wo die Energiekosten deutlich niedriger seien. Branchenexperten betonen, dass ohne konkurrenzfähige Energiepreise nicht nur die Klimaziele, sondern auch die Existenz der heimischen Stahlproduktion auf dem Spiel stehen.
Stahlgipfel vereinbart Schutzzölle und Industriestrompreis zur Rettung der Stahlindustrie
Beim Stahlgipfel im Kanzleramt haben sich Bundesregierung, Länder, Gewerkschaften und Stahlunternehmen auf konkrete Maßnahmen verständigt. Die Politik wird sich in Brüssel für verschärfte Schutzzölle gegen Billigimporte aus Asien einsetzen, um die EU-weiten Kontingente für zollfreie Stahleinfuhren deutlich zu reduzieren. Ab Januar 2026 soll zudem ein wettbewerbsfähiger Industriestrompreis eingeführt werden, der mit der bestehenden Strompreiskompensation kombiniert werden kann. Ergänzend wurde ein klares Bekenntnis zu europäischem Local Content vereinbart, bei dem heimischer Stahl in öffentlichen Ausschreibungen und privaten Aufträgen bevorzugt berücksichtigt werden soll. Die IG Metall betont, dass diese Schritte zwar nicht alle Herausforderungen lösen, aber einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten darstellen.
Stahlproduktion bricht ein: IG Metall warnt vor massiven Arbeitsplatzverlusten
Die deutsche Stahlindustrie steckt in einer existenziellen Krise. Von Januar bis September 2025 sank die Rohstahlproduktion um elf Prozent, bei der Hochofenroute um über 13 Prozent. Die IG Metall warnt vor drohenden Werksschließungen und Stellenabbau, sollte die Politik nicht rasch handeln. Gewerkschaftschef Jürgen Kerner kritisierte, dass selbst geplante Schutzmaßnahmen unzureichend seien, da weiterhin 18 Millionen Tonnen Billigstahl aus Drittstaaten in die EU gelangen könnten. Angesichts hoher Energiekosten, des Drucks durch subventionierte chinesische Importe und der notwendigen Transformation hin zu grünem Stahl fordert die Gewerkschaft klare Rahmenbedingungen, um den Industriestandort Deutschland langfristig zu sichern.
Quellen
https://www.dnr.de/aktuelles-termine/aktuelles/eu-beschliesst-abgeschwaechtes-klimaziel-fuer-2040
https://www.zdfheute.de/politik/eu-cop30-klimaplan-klimaziele-100.html
https://www.deutschlandfunk.de/eu-klimaziele-2040-weltklimakonferenz-cop30-100.html
https://taz.de/EU-Klimaziel-2040-beschlossen/!6126983/
https://www.vku.de/fileadmin/user_upload/Presse/240929_VKU_DIHK_Studie_Klimaziele_2040_deutsch.pdf
https://www.dnr.de/aktuelles-termine/aktuelles/eu-beschliesst-abgeschwaechtes-klimaziel-fuer-2040
https://www.klimareporter.de/finanzen-wirtschaft/welchen-preis-hat-der-neue-emissionshandel
https://presseportal.greenpeace.de/256650-greenpeace-zu-den-beschlossenen-eu-klimazielen/
https://www.vorwaerts.de/inland/mit-diesen-forderungen-geht-die-spd-den-stahlgipfel
https://www.cleanthinking.de/stahlgipfel-teurerer-stahl-gut-deutschland/
https://www.zdfheute.de/politik/stahlgipfel-stahl-industriestrompreis-merz-reiche-100
https://taz.de/Forderungen-vor-dem-Stahlgipfel/!6126191/
https://web.de/magazine/wirtschaft/videos/stahlgipfel-kanzleramt-41557588
https://www.deutschlandfunk.de/bundeskanzler-merz-stahlgipfel-findet-am-6-november-statt-100.html
https://www.igmetall.de/presse/pressemitteilungen/stahlgipfel-energiepreise-local-content
https://www.cleanthinking.de/stahlgipfel-teurerer-stahl-gut-deutschland/
https://www.igmetall.de/stahl-ist-zukunft/forderungen-zum-stahlgipfel
