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Ein breites Bündnis aus Industrie- und Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und der Deutschen Industrie- und Handelskammer hat ein gemeinsames Positionspapier zur Versorgung mit kritischen Rohstoffen vorgelegt. Das Papier entstand im Rahmen des Bündnisses Zukunft der Industrie. Es benennt konkrete Schritte, um Deutschlands Materialversorgung gegen globale Störungen zu schützen. Bundeswirtschaftsministerin Reiche sagte, eine sichere Rohstoffversorgung sei entscheidend für die nationale Resilienz. Ohne verlässliche Lieferketten drohen Produktionsausfälle und Wettbewerbsnachteile.
Diversifizierung als zentrale Säule
Das Bündnis spricht sich für eine klare Entkopplung von risikoreichen Lieferquellen aus, insbesondere aus autoritären Staaten. Analysen zeigen, dass Deutschland bei Rohstoffen wie Kobalt zu 63 Prozent vom Kongo abhängt und bei Bor nahezu vollständig von der Türkei abhängig ist. Zur Behebung dieser Schwachstellen schlagen die Verbände engere Partnerschaften mit demokratischen Ländern vor. Zudem soll der EU Critical Raw Materials Act schneller umgesetzt werden. Planungs- und Genehmigungsverfahren für heimische Bergbauprojekte sollen deutlich vereinfacht werden, um innereuropäische Kapazitäten auszubauen. Kleine und mittlere Unternehmen benötigen klare rechtliche Rahmenbedingungen, um Investitionen planen zu können.
Recycling und Kreislaufwirtschaft im Fokus
Neben der Diversifizierung setzt das Papier auf eine ambitionierte Kreislaufwirtschaft. Marktbasierte Anreize und gezielte Förderung von Recyclingtechnologien sollen den Bedarf an Primärrohstoffen senken. Beispiele wie der Bauxit-Abbau in Guinea zeigen, dass globale Lieferketten neben wirtschaftlichen auch menschenrechtliche und ökologische Herausforderungen bergen. Das Bündnis plädiert daher für mehr Forschung zu Substitutionsmaterialien und effizienteren Nutzungskonzepten. Für Zulieferer im Mittelstand bedeutet dies, frühzeitig in ressourcenschonende Prozesse zu investieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Finanzierungslücken und Bürokratie abbauen
Trotz klarer Zielvorgaben fehlen konkrete Lösungen zur Finanzierung. Der geplante Rohstofffonds soll Investitionen in neue Technologien und internationale Partnerschaften beschleunigen, doch es gibt noch keine detaillierten Vorgaben zur Mittelverteilung. Gleichzeitig warnen Branchenvertreter vor überbordender Bürokratie, die sinnvolle Projekte ausbremst. Gerade für den Mittelstand, der oft über begrenzte administrativen Kapazitäten verfügt, müssen Genehmigungsverfahren vereinfacht werden. Das Bündnis schlägt vor, gemeinsame Taskforces aus Politik, Wirtschaft und Forschung einzurichten, um Hemmnisse systematisch abzubauen.
Auswirkungen auf Zulieferer und Mittelstand
Für viele mittelständische Unternehmen sind die Maßnahmen existenziell. Viele Zulieferer hängen heute stark von einzelnen Rohstoffquellen ab und sind damit anfällig für geopolitische Spannungen. Durch eine stärkere regionale Vernetzung und den Aufbau eigener Recyclingkapazitäten könnten sie Lieferketten stabilisieren und neue Geschäftsfelder erschließen. Die Politik sollte hier unterstützend eingreifen, etwa durch zielgerichtete Förderprogramme und den Ausbau gemeinsamer Governance-Strukturen. Nur so lässt sich die industrielle Transformation in Deutschland erfolgreich gestalten, ohne den Mittelstand zurückzulassen
