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Hamburg hat den Bau des 100-MW-Elektrolyseurs im ehemaligen Kohlekraftwerk Moorburg offiziell gestartet. Die Grundsteinlegung erfolgte am 19. November. Das Vorhaben gehört zur Gesellschaft Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH). Ziel ist die Dekarbonisierung der Hafenwirtschaft und der Industrie. Ab der zweiten Jahreshälfte 2027 soll jährlich rund 10.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden. Der Standort wird zum Symbol des Strukturwandels in der Energiewirtschaft.
Technische Umsetzung und Partnerrollen
Siemens Energy liefert sechs Einheiten des neuesten Elektrolyseur-Modells. Die Anlage entsteht im Rahmen eines langfristigen Partnerschaftsvertrags, der auch eine zehnjährige Wartungsvereinbarung umfasst. Bereits im Sommer 2025 wurden Vorarbeiten abgeschlossen: Auf einer Fläche von 16.000 Quadratmetern wurden 906 Rüttelstopfsäulen aus Kies zur Bodenstabilisierung gesetzt, gefolgt vom Betonieren der Bodenplatte. Bis Mitte 2026 soll das Gebäude für Elektrolyseure und Kompressoren stehen, danach erfolgt die Installation der Module. Die Anlage nutzt ausschließlich Ökostrom aus Wind- und Solarkraft, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen.
Infrastruktur für die Hafenwirtschaft
Der produzierte Wasserstoff soll über das Verteilnetz HH-WIN zu Industriekunden im Hamburger Hafen gelangen. Die stadteigenen Hamburger Energienetze bauen das Netz derzeit als Teil des geplanten bundesweiten Wasserstoffleitungsnetzes aus. Bis 2032 sollen in Hamburg 60 Kilometer Wasserstoffleitungen entstehen. Parallel testet die HHLA seit Juli 2024 am Container Terminal Tollerort den Einsatz von Wasserstoff in der Hafenlogistik, zum Beispiel für schwerlastfähige Fahrzeuge wie Leercontainerstapler. Diese Vorarbeiten zeigen, dass die Hafenwirtschaft konkrete Lösungen für eine klimaneutrale Energieversorgung sucht.
Strategische Bedeutung für den Mittelstand
Mit dem Projekt positioniert sich Hamburg als Vorreiter bei der industriellen Wasserstoffnutzung. Eine Fraunhofer-Studie geht davon aus, dass Hamburg bis 2045 bis zu 18 Prozent des deutschen Wasserstoffbedarfs decken könnte, vorausgesetzt, die Infrastruktur wird entsprechend ausgebaut. Für mittelständische Unternehmen im Hafenbereich eröffnen sich neue Perspektiven: Bereits heute betreiben Betriebe wie die Ölwerke Schindler seit 2017 eigene Elektrolyseure für die Produktion von medizinischem Weißöl. Der HGHH soll künftig auch kleineren Firmen Zugang zu kostengünstigem grünem Wasserstoff ermöglichen, der als Prozessgas oder Erdgasersatz eingesetzt werden kann.
Politische Unterstützung und Finanzierung
Der Erfolg des Projekts hängt eng mit Politik und Wirtschaft zusammen. Der Hamburger Senat hat seit 2022 über eine halbe Milliarde Euro an Fördermitteln für Wasserstoffprojekte bereitgestellt. Der Erste Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher betont die Bedeutung des Standorts. Er erklärt: Die Produktion von grünem Wasserstoff sei entscheidend, um CO2-Emissionen in der Industrie zu senken, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden. Gleichzeitig laufen Rückbauarbeiten am alten Kraftwerksgelände, um Platz für die neue Infrastruktur zu schaffen.
