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Die Europäische Union hebt die Zollfreigrenze für Billigimporte aus Drittstaaten auf. Ab 2026 sollen alle Sendungen zollpflichtig sein, unabhängig vom Warenwert. Betroffen sind vor allem China-Plattformen wie Shein, Temu und AliExpress, die bislang von der Freigrenze profitiert haben. Ziel der Maßnahme ist eine bessere Regulierung der wachsenden Masse an günstigen Paketen aus Asien, der Betrug bei der Warenbewertung soll eingedämmt und fairere Bedingungen für europäische Unternehmen geschaffen werden. Im Jahr 2024 wurden rund 4,17 Milliarden Sendungen unter 150 Euro aus China importsiert; das entspricht 91 Prozent der E-Commerce-Importe.
Plattformen übernehmen künftig die Zollverantwortung
Künftig müssen Online-Marktplätze bereits beim Kauf Zölle und die Einfuhrumsatzsteuer erheben. Die Endkunden entfallen als alleinige Instanz der Zollabwicklung. Die Regel soll verhindern, dass Händler die Freigrenze durch Aufteilung in viele kleine Bestellungen umgehen. Die EU-Kommission schätzt, dass 65 Prozent der eingeführten Pakete den Warenwert absichtlich zu niedrig angeben, um Zollgebühren zu sparen. Durch die neue Verpflichtung werden auch Waren unter 150 Euro teurer. Die Kosten liegen bei durchschnittlichen Zollsätzen von vier bis sechs Prozent. Plattformen könnten diese Kosten an Verbraucher weitergeben, wodurch asiatische Angebote weniger attraktiv wären.
Logistikprozesse müssen sich anpassen
Die zunehmende Zahl kleiner Pakete belastet die Zollbehörden erheblich. 2024 wurden täglich rund zwölf Millionen Sendungen abgewickelt, viermal so viele wie 2022. Um die Abwicklung zu beschleunigen, plant die EU eine zentrale Zollbehörde und eine digitale Datenplattform zur besseren Transparenz der Lieferketten. Für mittelständische Unternehmen bedeutet dies längere Lieferzeiten oder höhere Importkosten aus Drittstaaten. Gleichzeitig eröffnen sich Chancen: Wer Compliance prüft und eigene Lieferketten stärkt, kann sich gegenüber Billiganbietern besser positionieren.
Sicherheit und Qualität rücken in den Vordergrund
Ein zentrales Ziel der Reform ist der Verbraucherschutz durch strengere Kontrollen. Stiftung Warentest fand heraus, dass 110 von 162 getesteten Produkten von Shein und Temu nicht EU-Sicherheitsstandards entsprachen. Beispiele waren Spielzeug mit giftigen Schwermetallen und Ladegeräte mit Brandgefahr. Mit der Abschaffung der Freigrenze sollen alle Waren vor dem Verkauf geprüft werden. Für heimische Mittelständler könnte das einen Wettbewerbsvorteil bedeuten, da sie oft höhere Qualitätsstandards erfüllen und weniger Preisdumping betreiben.
