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Die US-Notenbank Federal Reserve hat den Leitzins zum dritten Mal in Folge gesenkt. Das Zielband für die Fed Funds Rate liegt jetzt bei 3,50 bis 3,75 Prozent. Die Entscheidung erfolgte trotz deutlichen Dissenses im geldpolitischen Ausschuss. Eine Stimme forderte eine deutlich stärkere Absenkung um 50 Basispunkte, zwei Mitglieder plädierten für unveränderte Zinsen. Die Begründung: Zeichen einer Abschwächung am Arbeitsmarkt. Gleichzeitig bleibt die Kerninflation mit 2,8 Prozent im September höher als das Ziel von zwei Prozent.
Arbeitsmarkt vs Inflation: Ein schwieriger Balanceakt
Die Fed muss zwischen der Stabilisierung des Arbeitsmarktes und der Inflationsbekämpfung vermitteln. Die Arbeitslosenquote stieg zuletzt auf 4,4 Prozent, während Branchen wie Technologie und Dienstleistungen Personal abbauten. Die verfügbaren Daten zeigen jedoch keine klare Entspannung der Preisentwicklung. Der Core-PCE-Index liegt seit Monaten in einer Seitwärtsbewegung. Experten sehen dennoch eine Entscheidung zugunsten der Konjunktur, um Risiken frühzeitig zu dämpfen. Gleichzeitig signalisieren aktualisierte Projektionen, dass weitere Zinsschritte vorerst ausgesetzt bleiben könnten.
Prognosen deuten auf vorsichtige Fortsetzung der Lockerung hin
Für 2026 geht die Fed von einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte aus. Die Wachstumserwartungen wurden nach oben korrigiert: Das Bruttoinlandsprodukt soll 2026 um voraussichtlich 2,3 Prozent steigen, statt 1,8 Prozent. Die Inflationsprognose liegt bei 2,4 Prozent, was auf einen langsamen Rückgang Richtung Zielwert hindeutet. Ökonomen wie Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg sehen darin eine klare Richtungsentscheidung: Weitere Zinsschritte sind erst nach dem Wechsel des Fed-Vorsitzenden Mitte 2026 wahrscheinlich, da die Zentralbank zunächst weitere Konjunkturdaten abwarten wolle.
Politische Einflüsse und ihre Grenzen
Powell gerät seit Monaten unter Druck aus der Regierung. Präsident Trump forderte erneut stärkere Zinssenkungen, um den Immobilienmarkt zu stützen. Die Entscheidung für moderatere Schritte zeigt jedoch, dass die Unabhängigkeit der Notenbank gewahrt bleibt. Mit dem geplanten Amtszeitende Powells im Mai 2026 und der möglichen Nominierung eines neuen Vorsitzenden könnte sich die Geldpolitik mittelfristig ändern. Branchenanalysten warnen vor zu lockeren Maßnahmen: Eine zu schnelle Straffung oder Lockerung könnte langfristige Zinsen erhöhen und den Immobilienmarkt belasten.
Bedeutung für den deutschen Mittelstand
Für Unternehmen des deutschen Mittelstands ergeben sich konkrete Handlungsempfehlungen aus der US-Geldpolitik. Ein niedrigerer Leitzins in den USA kann zu einem schwächeren US-Dollar führen und Importe aus den Vereinigten Staaten günstiger machen. Gleichzeitig könnte eine Aufwertung des Euro die Exporte in die USA erschweren. Zudem sollten Entscheider die langfristigen Risiken einer zu lockeren Geldpolitik im Blick behalten: Eine hohe Verschuldung in den USA könnte mittelfristig globale Instabilitäten auslösen. Angesichts einer erwarteten Zinspause im ersten Halbjahr 2026 empfiehlt sich eine Absicherung kurz- bis mittelfristiger Wechselkursrisiken und eine Anpassung von Investitionsplänen an die moderate Zinsentwicklung.
