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Der Stahlgipfel fand am 6. November 2025 im Kanzleramt statt. Er legte erste konkrete Vereinbarungen zur Stabilisierung der deutschen Stahlindustrie vor. Angesichts sinkender Produktionszahlen und zunehmender Konkurrenz durch Billigimporte aus Drittländern betonte Bundeskanzler Friedrich Merz die Notwendigkeit eines robusten Handelsschutzes auf EU-Ebene. Ziel ist die Durchsetzung von Schutzzöllen auf Stahlprodukte und eine Begrenzung russischer Importe. Gleichzeitig bestätigte die Bundesregierung, den vergünstigten Industriestrompreis zum 1. Januar 2026 einzuführen. Er soll energieintensive Unternehmen spürbar entlasten und die Wettbewerbsfähigkeit stärken.

Energiekosten als zentraler Hebel

Hohe Strompreise verschärfen die Krise der Stahlindustrie. Aktuelle Daten zeigen, dass Industrieunternehmen ohne Berücksichtigung von Ermäßigungen im April 2025 durchschnittlich 16,20 Cent pro Kilowattstunde zahlten. Das ist vier Cent weniger als im Vorjahresmonat. Betriebe mit Anspruch auf Ermäßigungen zahlten 9,9 Cent. Diese Entlastungen reichen jedoch nicht aus, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft zu sichern. Die Bundesregierung will die Stromsteuer auf den EU-Mindestwert von 0,05 Cent senken und Netzentgelte halbieren. Ziel ist ein effektiver Preis von sechs bis acht Cent pro Kilowattstunde. Dadurch könnten Unternehmen jährlich rund elf Milliarden Euro sparen. Die EU-Kommission hat die staatlichen Beihilfen hierfür grundsätzlich genehmigt.

Lokale Wertschöpfung und Klimaschutz im Fokus

Neben der Energiepolitik wurden zusätzliche Maßnahmen zur europäischen Lokalisierung der Wertschöpfung beschlossen. Öffentliche Aufträge und Großprojekte sollen künftig stärker europäische Stahlprodukte bevorzugen. Das soll die heimische Industrie stützen und Anreize für eine klimaneutrale Transformation schaffen. Die Bundesregierung kündigte Milliardenhilfen für die Umstellung auf CO2-arme Produktionsverfahren an. Unternehmen, die in grüne Technologien investieren, sollen Zuschüsse erhalten. Voraussetzung ist jedoch, dass Werkschließungen verhindert werden und Arbeitsplätze langfristig gesichert bleiben.

Druck auf Unternehmen und Politik

Die IG Metall forderte nach dem Gipfel eine zügige Umsetzung der Beschlüsse. Der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Groebler, warnte vor einem dauerhaften Verlust industrieller Wertschöpfung. Rund 5,5 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland hängen direkt oder indirekt von stahlintensiven Branchen ab. Gewerkschaften und die SPD verlangen klare Verpflichtungen der Unternehmen. Als Gegenleistung für staatliche Unterstützung sollen die Standorte in Deutschland gestärkt werden. Die SPD betont zudem, dass öffentliche Mittel nur dann fließen dürfen, wenn Unternehmen Standorttreue garantieren.

Ausblick für den Mittelstand

Für mittelständische Zulieferer der Stahlbranche schaffen die Gipfelbeschlüsse neue Planungssicherheit. Die geplante Senkung der Stromkosten und der stärkere Fokus auf lokale Lieferketten könnten KMU entlasten. Es bleibt abzuwarten, wie schnell die Maßnahmen umgesetzt werden. Die Bundesregierung verpflichtet sich, bis Jahresende detaillierte Fahrpläne vorzulegen. Entscheider in der Industrie sollten die Entwicklungen eng verfolgen und sich frühzeitig auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen.

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