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Deutschland baut die Schieneninfrastruktur langsamer aus, als nötig. Die Ausbaurate reicht nicht, um den gestiegenen Güterverkehr zu bewältigen. Für 2024 melden die Güterbahnen 48,2 Kilometer neuer oder modernisierter Strecken in Betrieb. Das Ergebnis ist eine schwache Bilanz im Vergleich zu Vorjahren. Die Nachfrage nach Schienenkapazitäten steigt, weil Unternehmen Transporte klimafreundlicher gestalten möchten. Doch Engpässe existieren, besonders auf zentralen Korridoren wie der Rheinschiene, und behindern den Wandel. Dort fahren bis zu 300 Güterzüge pro Tag. Ohne deutlich mehr Investitionen drohen Verspätungen und der Verlust von Marktanteilen an die Straße.
Industrie will auf die Schiene wechseln, doch fehlende Kapazitäten verhindern den Umstieg
Die Industrie will stärker auf Bahn umsteigen, doch Kapazitäten fehlen. Eine Befragung der Bundesnetzagentur zeigt: Mehr als die Hälfte der Unternehmen würde gerne mehr Güter per Bahn transportieren, doch praktische Hürden stehen im Weg. Kapazitätsengpässe, unzureichende Terminals und schlecht koordinierte Baustellen führen zu Verzögerungen, die Produktionsabläufe belasten. Gleichzeitig steigen die Frachtpreise im Straßengüterverkehr deutlich an und signalisieren knappe Straßenkapazitäten. Die Industrie steht vor einem Dilemma: Sie will klimafreundlicher werden, doch die Schiene liefert nicht die nötige Zuverlässigkeit. Experten warnen, dass Deutschland sein Ziel verfehlt, den Schienenanteil im Güterverkehr bis 2030 auf 25 Prozent zu erhöhen, wenn der Ausbau so weitergeht.
Internationale Wettbewerbsnachteile durch unterfinanzierte Infrastruktur
Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei Schieneninvestitionen hinter vielen Nachbarn. 2023 wurden zwar 124 Euro pro Einwohner investiert, doch andere Länder erhöhten ihre Ausgaben deutlich stärker. Die Digitalisierung bleibt ein Schwachpunkt. Länder wie die Niederlande oder Dänemark rüsten ihr Netz mit dem europäischen Zugleitsystem ETCS aus. Deutschland hat seine eigenen Ziele deutlich verfehlt. Bis 2035 sollten alle Bundesschienenwege digitalisiert sein, doch aktuelle Pläne deuten darauf hin, dass dieses Vorhaben kaum erreichbar ist. Ohne moderne Technik bleibt die Schiene im Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern benachteiligt.
Politik muss Prioritäten neu setzen, Sanierung allein reicht nicht
Die Bundesregierung hat mit dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität zusätzliche Mittel geschaffen, doch die Umsetzung stockt. Kritiker betonen, dass Sanierungen des maroden Bestandsnetzes allein nicht ausreichen, um die benötigte Kapazität zu schaffen. Es braucht einen parallelen Ausbau neuer Strecken, insbesondere auf den 23 als überlastet eingestuften Korridoren. Die Planung muss beschleunigt werden. Prognosen zeigen, dass bei Verdopplung des Schienenverkehrs bis 2030 Investitionen von rund 17 Milliarden Euro nötig wären. Eine solche Summe lässt sich nur durch klare politische Entscheidungen und eine langfristige Finanzplanung erreichen. Die Industrie fordert zudem eine bessere Koordination zwischen Bund, Ländern und Bahn, um Baustellen effizienter zu gestalten und die vorhandene Infrastruktur besser zu nutzen.
Fazit: Zeit für entschlossenes Handeln
Die Schienenengpässe in Deutschland sind kein Randthema. Sie gefährden die europäische Wertschöpfungskette. Mittelständische Unternehmen leiden bereits unter instabilen Lieferketten. Die Politik muss jetzt handeln. Es geht um Klimaziele und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Wichtige Schritte sind höhere Budgets für den Schienenausbau, klare Priorisierungen von Projekten und eine engere Abstimmung mit der Wirtschaft. Ohne Fokus droht Deutschland, seinen Status als Logistikstandort zu verlieren.
