Inhaltsverzeichnis
Deutsche Unternehmen drängen vermehrt in das südamerikanische Lithiumdreieck, um Europas Abhängigkeit von chinesischen Lieferketten zu verringern. Das Dresdner Unternehmen Zinnwald Lithium GmbH hat in den argentinischen Anden eine Konzession über 70.000 Hektar erhalten, um Lithium zu erforschen. Das Vorhaben war Teil einer Wirtschaftsdelegation mit Bundeskanzler Olaf Scholz. Ziel ist es, strategisch wichtige Rohstoffe für die heimische Batterieproduktion zu sichern. Wie auch in Sachsen zeigt sich, dass Konflikte drohen, wenn die Bevölkerung nicht früh eingebunden wird. Klare Umweltstandards sind unerlässlich, besonders in Regionen, die vom Tourismus leben.
Chinas Aufstieg im Lithium-Markt
Analysen des Rohstoffberaters Fastmarkets deuten darauf hin, dass China ab 2026 Australien als weltweit größten Lithiumproduzenten ablösen könnte. Staatliche Subventionen und politischer Druck helfen dabei, Fördermengen auch bei fallenden Preisen stabil zu halten. Bereits heute kontrolliert China einen Großteil der Minen sowie der Weiterverarbeitung und der Batterieproduktion. Eine Studie der RWTH Aachen schätze den Anteil chinesischer Materialien bei Lithium-Eisenphosphat auf über 98 Prozent. Für europäische Automobilzulieferer bedeutet dies wachsende Verwundbarkeit. Geopolitische Spannungen oder Exportstopps könnten Lieferengpässe auslösen und Milliardenverluste verursachen.
Herausforderungen vor Ort
In Bolivien, dem Land mit den größten weltweiten Lithiumvorkommen, arbeiten chinesische und russische Unternehmen bereits an Pilotprojekten. Deutsche Firmen sind hier bislang kaum vertreten, obwohl der Andenstaat auf eine lokale Verarbeitung des Rohstoffs setzt. Ähnliche Spannungen zeigen sich in Argentinien: Hoher Wasserbedarf und Umweltauflagen sorgen für Widerstand in der Bevölkerung. Experten warnen, dass Projekte ohne regionale Akzeptanz scheitern könnten. In Sachsen habe ein Bergbauprojekt erst nach intensiver Bürgerbeteiligung eine Machbarkeitsstudie vorgelegt. Für deutsche Unternehmen bedeutet das: Lokale Partnerschaften und transparente Kommunikation sind entscheidend, um Vertrauen zu gewinnen.
Kapitalbedarf und strategische Optionen
Die Europäische Union strebt mit dem Critical Raw Materials Act an, bis 2030 zehn Prozent des Lithiumbedarfs selbst zu decken. Fehlende Finanzmittel und lange Genehmigungsverfahren bremsen jedoch viele Vorhaben. Deutsche Unternehmen umgehen diese Hürden oft durch Partnerschaften mit Konzessionären, die schon frühzeitig Ressourcen gesichert haben. Parallel gewinnen technologische Alternativen an Bedeutung: Natrium-Ionen-Batterien, deren Serienreife ab 2026 geplant ist, benötigen kein Lithium. Experten empfehlen deutschen Zulieferern, breit zu diversifizieren und auch in alternative Technologien zu investieren, damit Europa nicht an der eigenen Strategie scheitert.
Auswirkungen auf deutsche Automobilzulieferer
Für mittelständische Zulieferer wird die Rohstoffstrategie zum Existenzfaktor. Wer weiterhin auf Lithium-Ionen-Batterien setzt, muss Lieferketten robust gestalten und Preisrisiken streuen. Gleichzeitig wächst der Druck, Recyclingkapazitäten für Batterien auszubauen. Die gute Nachricht: Lokale Projekte wie das Vorhaben in Argentinien könnten langfristig stabile Bezugsquellen schaffen. Voraussetzung ist jedoch, dass Unternehmen früh investieren und nicht erst reagieren, wenn Engpässe drohen. Erfahrung aus der Gas-Krise zeigt, Sicherheit entsteht nicht von heute auf morgen.
