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Die deutsche Wirtschaft zeigt nach drei Jahren der Stagnation erste Anzeichen einer Trendwende. Für 2026 rechnen führende Institute mit einem Wachstum von 1,2 bis 1,5 Prozent. Das ist deutlich mehr als das Minimalplus von 0,2 Prozent im laufenden Jahr. Haupttreiber sind staatliche Investitionen in Infrastruktur, Verteidigung und Klimaschutz. Hinzu kommt ein stabilerer privater Konsum. Die Erholung bleibt jedoch fragil. Sie stützt sich vor allem auf kurzfristige Sondereffekte. Strukturelle Schwächen wie Bürokratie, hohe Energiekosten und eine drohende Nachfolgekrise im Mittelstand bremsen das Wachstum weiter.
Staatliche Impulse als Sprungbrett
Die erhöhten öffentlichen Ausgaben bilden das Rückgrat der erwarteten Belebung. Ein Fiskalpaket soll 2026 bis zu 0,8 Prozentpunkte zum Wirtschaftswachstum beitragen. Dazu gehören Milliardeninvestitionen in Straßen, Schienen und digitale Infrastruktur. Zudem soll ein staatlich geregelter Industriestrompreis energieintensive Betriebe entlasten, um Abwanderungen zu stoppen. Experten warnen jedoch, dass diese Maßnahmen nur zeitlich begrenzt wirken. Ohne beschleunigte Genehmigungsverfahren für Netzausbau und ohne dauerhafte Senkung der Systemkosten bleibt die Energieversorgung teuer. Das trifft besonders kleine und mittlere Industriebetriebe, die nicht vom Subventionsprogramm profitieren.
Nachfolgekrise bedroht Mittelstands-Stabilität
Ein zentrales Risiko bleibt die Nachfolge im Mittelstand. Gegenwärtig suchen etwa 231.000 Unternehmen eine neue Führung. Bis 2028 könnte diese Zahl auf rund 560.000 ansteigen. Oft scheitern Übergaben nicht an der wirtschaftlichen Lage, sondern an mangelnder Vorbereitung, emotionaler Bindung oder unklaren Strukturen. In vielen Betrieben konzentriert sich Wissen auf wenige Personen, Prozesse sind nicht dokumentiert. Das erschwert Investoren und potenzielle Nachfolger. Die digitale Transformation verschärft die Probleme. Ohne moderne Systeme wirken Unternehmen unattraktiv, was die Suche nach Käufern erschwert. Die Folgen wären Firmensterben, Arbeitsplatzverluste und weniger Innovationskraft in regionalen Wirtschaftsräumen.
Kosten- und Nachfragedruck im Alltag
Der Alltag im Mittelstand ist geprägt von schrumpfenden Umsätzen und steigenden Kosten. Während die Löhne stark steigen, stagnieren oder fallen die Erlöse. Das drückt die Gewinnmarge vieler Betriebe. Laut aktuellen Umfragen plant jedes dritte Unternehmen 2026 Personalabbau. Hinzu kommt eine Inflation von knapp über zwei Prozent, die die Kaufkraft der Verbraucher schmälert und den privaten Konsum bremst. Branchen wie der Einzelhandel sind besonders betroffen. Gleichzeitig belastet die unsichere Handelspolitik der USA die Exportchancen. Hohe Zölle machen Geschäfte teilweise unmöglich.
Reformstau als Hemmschuh für nachhaltiges Wachstum
Ökonomen warnen, dass die Erholung nicht dauerhaft ist, wenn Reformen ausbleiben. Die Regierung setzt auf Förderprogramme wie das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand. Es stehen 560 Millionen Euro zur Verfügung. Dennoch fehlen oft die Rahmenbedingungen, um langfristig zu investieren. Hohe Steuerlasten, komplizierte Genehmigungsverfahren und ein angespanntes Fachkräfteproblem behindern die Wettbewerbsfähigkeit. Das Haushaltsdefizit könnte bis 2026 auf vier Prozent des BIP steigen. Das signalisiert, dass die Politik eher Symptombekämpfung betreibt als Zukunftsinvestitionen. Für den Mittelstand bedeutet das: Kurzfristige Entlastungen sind willkommen. Doch klare Regeln und Planungssicherheit sind entscheidend, damit Investitionen sinnvoll erfolgen.
