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Eine aktuelle Umfrage des ifo Instituts bestätigt, dass rund zwölf Prozent der Unternehmen in Deutschland in existenzgefährdender Lage sind. Im Jahresvergleich stieg der Anteil akut Gefährdeter von 7,3 Prozent im Oktober 2024 auf 8,1 Prozent. Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen, warnt: Die Zahl der Insolvenzen dürfte auch in den kommenden Monaten hoch bleiben. Hauptursachen sind fehlende Aufträge, schwache Nachfrage und zunehmender internationaler Wettbewerb.
Auftragsmangel verschärft Liquiditätsprobleme
Branchenübergreifend nennen die befragten Unternehmen Auftragsmangel als größte existenzbedrohende Herausforderung. Etwa 37 Prozent der Firmen berichten von zu wenigen Aufträgen, was zu erheblichen Liquiditätsengpässen führt. Im Einzelhandel melden 15 Prozent der Unternehmen tiefe wirtschaftliche Probleme. Das ist ein Anstieg von 1,2 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Im Dienstleistungssektor steigt die Zahl der betroffenen Firmen: 7,6 Prozent sehen sich existenzgefährdet, nach 5,8 Prozent im Oktober 2024. Wohlrabe betont, der Weg aus der Auftragsflaute werde lang, weil konjunkturelle Schwächen und hohe Kosten die Wettbewerbsfähigkeit belasten.
Bürokratie bremst Wachstum mit Milliardenkosten
Neben dem Auftragsmangel lasten bürokratische Hürden schwer auf den deutschen Unternehmen. Eine Studie des ifo Instituts im Auftrag der IHK München und Oberbayern beziffert die jährlichen Kosten bürokratischer Aufwendungen auf bis zu 146 Milliarden Euro. Die Summe umfasst direkte Aufwendungen sowie indirekte Folgekosten, etwa durch verzögerte Entscheidungen oder verpasste Geschäftschancen. Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik, betont, dass der Abbau von Bürokratie ein schlummerndes Wachstumspotenzial freisetzen könnte. Besonders kleine und mittlere Unternehmen leiden unter der Belastung, da ihnen Ressourcen für administrative Aufgaben fehlen. Manfred Gößl von der IHK München fordert daher ein sofortiges Bürokratiemoratorium und eine zentrale Digitalisierungsplattform für alle wirtschaftsrelevanten Verwaltungsprozesse.
Branchen im Vergleich: Einzelhandel besonders betroffen
Der Einzelhandel und der Dienstleistungssektor stehen unter starken Existenzsorgen. In der Industrie zeigt sich dagegen ein leicht entlastender Trend. Der Anteil der kritisch gestimmten Unternehmen sank von 8,6 auf 8,1 Prozent. Im Bauhauptgewerbe verbesserte sich die Lage deutlich: Nach 7,9 Prozent im Vorjahr sehen nun 6,3 Prozent der Firmen massive Probleme. Diese Unterschiede zeigen, dass strukturelle Branchenfaktoren wie die Abhängigkeit von Konjunkturzyklen oder internationalem Wettbewerb die Krisenanfälligkeit beeinflussen. Dennoch bleibt die Gesamtsituation angespannt, zumal auch gestiegene Personalkosten und Energiepreise zusätzlichen Druck auf die Gewinnmargen ausüben.
