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Nur sechs von hundert neu entwickelten KI-Modellen entstehen außerhalb der USA und Chinas. Diese alarmierende Statistik veranlasste Frankreichs KI-Beauftragte zu einem europäischen Aufholprogramm. Auf dem internationalen KI-Aktionsgipfel in Paris Anfang Februar 2025 betonte die Regierung, die EU müsse Forschung, Infrastruktur und Fördermechanismen stärken, um im globalen Wettlauf nicht zurückzufallen. Der Gipfel wurde gemeinsam mit Indien geleitet und setzte konkrete Ziele: unabhängiger Zugang zu sicheren KI-Systemen, umweltfreundliche Modelle und eine globale Governance, die europäische Werte widerspiegelt.
Europäische Strategien zur Beschleunigung der KI-Entwicklung
Die Europäische Kommission verfolgt zwei zentrale Prioritäten: KI anwenden und KI in der Wissenschaft nutzen. Kernstück ist die Initiative InvestAI. Sie soll bis zu 200 Milliarden Euro an privaten und öffentlichen Investitionen mobilisieren. Ein neu geschaffener Fonds von 20 Milliarden Euro finanziert vier europäische KI-Gigafabriken. Dort sollen mehr als 100.000 moderne KI-Chips bereitstehen und Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen leistungsstarke Rechenkapazitäten erhalten. Parallel steigert die EU ihre jährlichen KI-Investitionen auf über drei Milliarden Euro. Ziel ist die Beschleunigung von Anwendungen in Industrie, Gesundheitswesen und Wissenschaft. Besonders KMU sollen vom Apply AI Alliance-Forum profitieren, das Industrie, Wissenschaft und öffentlichen Sektor vernetzt.
Infrastruktur als Schlüssel zum Erfolg
Ohne leistungsfähige Rechenzentren bleibt KI-Entwicklung Theorie. Die EU setzt daher auf den Ausbau von KI-Gigafactories und auf bestehende Supercomputer wie den französischen Jean Zay. In Bayern zeigt ein konkretes Projekt, wie regionale Initiativen wirken können: Mit 15 Millionen Euro EU-Förderung entsteht am Nationalen Hochleistungsrechenzentrum der FAU eine Recheninfrastruktur für generative KI. Sie ermöglicht das Training großer Sprachmodelle in weniger als vier Wochen und verarbeitet multimodale Datensätze. Zukünftig sollen ähnliche Vorhaben über Experience Centres for AI gebündelt werden, die KMU Testumgebungen und Expertenwissen zugänglich machen.
Regulatorische Anpassungen für mehr Innovationskraft
Gleichzeitig diskutiert die EU eine Anpassung ihrer KI-Regulierung. Deutschland und Frankreich plädieren für einfachere Vorgaben, um Bürokratie zu reduzieren. Geplant sind Überprüfungen des KI-Einsatzes im Rahmen der Datenschutzgrundverordnung, um Innovationen nicht zu behindern. Kritisch bleibt die Umsetzung des KI-Acts: Mitgliedstaaten müssen nationale Behörden benennen, die Risikobewertungen durchführen. Frankreich setzt sich dabei für Ausnahmen ein, die europäischen KI-Start-ups mehr Spielraum geben sollen. Mittelständler sehen darin eine Chance für schnellere Markteinführungen.
Mittelstand profitiert von neuen Förderprogrammen
Technische Entscheider im deutschen Mittelstand finden konkrete Chancen. Die EU stellt rund eine Milliarde Euro für KI-Projekte in Industrie und Verwaltung bereit. Darunter befinden sich auch Programme speziell für KMU. Beispiele zeigen SAP und Mistral AI. Das virtuelle Institut RAISE bündelt KI-Ressourcen für Forschung und Innovation. GenAI4EU fördert gezielt Anwendungen in Fertigung, Gesundheit und Mobilität. Entscheidend ist, dass Unternehmen diese Angebote nutzen, um nicht hinter den großen US- und chinesischen Anbietern zurückzubleiben.
