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Dresdner Bahn nach mehr als zwei Jahrzehnten Streit in Betrieb genommen

Photo by Eddie Zhang / Unsplash

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Seit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 ist die Dresdner Bahn zwischen Berlin-Südkreuz und Blankenfelde offiziell in Betrieb. Die Modernisierung ist abgeschlossen. Die Reisezeit von Berlin Hauptbahnhof zum Flughafen BER beträgt jetzt 23 Minuten. Früher waren es 39 Minuten. Der Flughafenexpress FEX fährt im 15-Minuten-Takt und hält nur an Südkreuz und Potsdamer Platz. Fernverbindungen Richtung Dresden und Prag verkürzen sich um zehn Minuten. Die Deutsche Bahn betont, dass das Projekt eine jahrzehntelange Lücke im Netz schließt. Ohne die Umwege über den nördlichen Innenring wäre die Anbindung besser geworden.

Die Verzögerungen hatten komplexe Ursachen. Bereits in den 1990er Jahren plante die Bahn den Ausbau der Strecke, stieß dabei aber in Lichtenrade auf Widerstand. Anwohner verlangten einen Tunnel zur Lärmminderung. Bund und Bahn lehnten die hohen Mehrkosten ab. Der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit setzte sich für eine Tunnellösung ein. Rechtliche Auseinandersetzungen und wechselnde Prioritäten blockierten das Vorhaben jahrelang. Erst 2015 entschied man sich für einen oberirdischen Ausbau mit erweiterten Lärmschutzwänden. Klagen der Bürgerinitiativen wurden vor dem Bundesverwaltungsgericht abgewiesen.

Technisch umfasst das Projekt rund 16 Kilometer neue Fernbahngleise östlich der S-Bahn-Trasse. Die Gleise sind elektrifiziert und für 200 km/h ausgelegt. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 1,1 Milliarden Euro. Davon entfielen etwa 560 Millionen auf den Berliner Abschnitt. Parallel wurde auch die Anhalter Bahn zwischen Südkreuz und Bitterfeld saniert, um Kapazitäten für den Fernverkehr freizusetzen. Im Regionalverkehr entstehen neue Verbindungen. Der RE20 verbindet Berlin Hauptbahnhof stündlich mit Lübbenau und dem BER. Ab 2027 ist eine Verlängerung bis Cottbus geplant. Gleichzeitig wird die S45 vom Südkreuz zum BER eingestellt; der FEX übernimmt diese Funktion.

Der deutsche Mittelstand profitiert direkt. Kürzere Fahrzeiten erleichtern Geschäftsreisen. Sie stärken die Logistik entlang des europäischen Güterverkehrskorridors. Unternehmen aus Brandenburg und der Lausitz profitieren von direkten Anbindungen zum Flughafen und schnelleren Exportwegen. Das Projekt zeigt außerdem, wie langwierige Konflikte gelöst werden können. Das sind wichtige Hinweise für Entscheider in ähnlichen Vorhaben. Die Bahn betont, Erfahrungen aus der Dresdner Bahnplanung würden genutzt, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen.

Bis 2029 soll die Strecke bis Dresden vollständig ausgebaut sein. Die angestrebte Fahrzeit liegt bei 80 Minuten. Die Dresdner Bahn bleibt bis dahin ein Beispiel dafür, wie technologische Innovationen durch politisches Einvernehmen und klare Prioritäten zum Erfolg führen. Der Weg dorthin dauerte Jahrzehnte.

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