zum Inhalt

Chinas Exportstopp für Seltene Erden bleibt vorerst ausgesetzt

Photo by Kier in Sight Archives / Unsplash

Inhaltsverzeichnis

Seit dem 9. Oktober 2025 gilt in China eine einjährige Aussetzung der Exportkontrollen für Seltene Erden. Die Maßnahme folgt einer Handelsvereinbarung zwischen den USA und China. Europäische Unternehmen erhalten kurzfristig Erleichterungen. Die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen war ohnehin prekär und hat sich in den vergangenen Monaten weiter verschärft. Bereits im April 2025 hatte Peking Ausfuhrbeschränkungen für sieben Seltene Erden eingeführt, darunter Dysprosium und Terbium. Im Oktober kamen weitere Beschränkungen hinzu, die auch die Verarbeitung und den Re-Export betreffen. Die jetzige Pause ist eine Erleichterung, doch Experten warnen: Die Industrie muss die Zeit nutzen, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln.

Kritische Abhängigkeit bleibt bestehen

Deutschland importiert 71 Prozent seiner Seltenen Erden direkt aus China. Bei der Weiterverarbeitung liegt Chinas Anteil sogar bei über 90 Prozent. Besonders kritisch sind schwere Seltene Erden wie Dysprosium oder Terbium. Sie sind unverzichtbar für Hochleistungsmagnete in Elektromotoren und Windkraftanlagen. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bewertet die Versorgungslage bei diesen Elementen als sehr kritisch. Auch die USA verfügen nicht über ausreichende Kapazitäten zur Verarbeitung, sodass der Aufbau alternativer Lieferketten Zeit braucht. Es gibt Hoffnungen auf Projekte in Grönland oder Australien, doch selbst optimistische Schätzungen gehen davon aus, dass diese erst in zehn bis 15 Jahren nennenswerte Mengen liefern könnten.

Recycling und Technologie als Ausweg?

Einigen Unternehmen gelingt es schon heute, durch Recycling Abhängigkeiten zu verringern. Bei Produktionsabfällen aus der Magnetherstellung lässt sich bereits ein Teil der Rohstoffe zurückgewinnen. Langfristig könnten auch alte Windkraftanlagen oder Elektrofahrzeuge eine bedeutende Quelle werden. Die meisten Anlagen sind jedoch noch zu jung für wirtschaftliches Recycling. Parallel arbeiten Forscher an magnetfreien Motoren oder an Materialien, die ohne Seltene Erden auskommen. Tesla und Toyota testen Konzepte mit reduziertem Bedarf an schweren Seltenen Erden. Solche Technologien sind oft teurer oder weniger leistungsfähig, weshalb mittelständische Zulieferer dies nur schwer tragen können.

Staatliche Unterstützung wird diskutiert

Angesichts der prekären Lage prüfen Bundesregierung und EU eine stärkere staatliche Eingriffe. Denkbar sind strategische Rohstoffreserven, direkte Beteiligungen an ausländischen Bergbauprojekten oder Förderprogramme für Recyclingtechnologien. Bereits jetzt arbeiten deutsche Unternehmen eng mit japanischen Partnern zusammen, die seit Jahren in die Diversifizierung ihrer Lieferketten investieren. Branchenverbände mahnen, dass die Industrie selbst aktiv werden muss: Lagerbestände aufbauen, alternative Lieferanten identifizieren und langfristige Verträge sichern. Wer weiterhin auf kurzfristige Preisdumping setzt, riskiert Lieferengpässe, sobald die chinesische Aussetzung endet.

Kosten steigen – Lieferketten müssen angepasst werden

Für Zulieferer im Maschinenbau oder der Elektromobilität zeichnet sich eine teure Umstellung ab. Selbst bei laufenden Lieferungen verursachen die komplexen Genehmigungsverfahren hohe administrative Kosten. Sollte China die Kontrollen nach Ablauf der einjährigen Pause wieder verschärfen, sind Preisanstiege von bis zu 30 Prozent möglich. Besonders kleine und mittlere Unternehmen, die keine großen Lagerbestände halten, wären davon betroffen. Experten raten, bereits jetzt alternative Materialien zu testen und Lieferbeziehungen in Drittstaaten aufzubauen. Ohne klare politische Rahmenbedingungen bleibt der Weg aus der Abhängigkeit steinig. Die Zeit drängt.

Gewinnen Sie neue Kunden über das Maschinen Journal
MJ Image

Das Maschinen Journal erreicht jeden Monat tausende Entscheider aus dem industriellen Mittelstand. Nutzen Sie unsere Reichweite, um Ihre Produkte genau dort zu platzieren, wo Kaufentscheidungen entstehen.

Sie wollen mehr Anfragen erzielen?

→ Jetzt Artikel anfragen

Aktuelles

Tagesthemen vom 22.12.2025

TKMS schafft Blitzaufstieg in den MDAX Die Deutsche Börse ordnet kurz vor Weihnachten ihre Indizes neu. Zum 22. Dezember 2025 steigt der U-Boot- und Marineschiffbauer TKMS nur zwei Monate nach dem Börsengang in den MDAX auf. Das Unternehmen war erst im Oktober 2025 von Thyssenkrupp abgespalten worden. Parallel rückt auch

TKMS steigt in den MDAX auf und verdrängt HelloFresh

TKMS steigt in den MDAX auf und verdrängt HelloFresh

Ein Börsenneulinge mit Rückenwind Kurz vor Weihnachten verschiebt die Deutsche Börse die Gewichtungen der Indizes. Am 22. Dezember 2025 treten die Änderungen in Kraft. TKMS, der Thyssenkrupp Marine Systems, steigt in den MDAX auf. Der Aufstieg kam überraschend schnell. Die Abspaltung von der Thyssenkrupp-Gruppe erfolgte erst im Oktober 2025. Zwei

Tagesthemen vom 21.12.2025

Bundeswehr investiert Milliarden in neue Puma-Schützenpanzer Die Bundeswehr bestellt für 4,2 Milliarden Euro 200 zusätzliche Schützenpanzer Puma beim Gemeinschaftsunternehmen PSM von Rheinmetall und KNDS Deutschland. Die Auslieferung der ersten Fahrzeuge ist ab Mitte 2028 geplant. Der Auftrag erweitert einen bestehenden Rahmenvertrag aus dem Jahr 2023 deutlich, der bereits 50

Bundesregierung plant dreimonatige Speicherung von IP-Adressen bei Internetanbietern

Bundesregierung plant dreimonatige Speicherung von IP-Adressen bei Internetanbietern

Justizministerin Stefanie Hubig hat einen Gesetzentwurf zur Bekämpfung von Cyberkriminalität vorgelegt. Dem Entwurf zufolge müssen Telekommunikationsanbieter IP-Adressen und zugehörige Daten drei Monate lang speichern. Das Papier ging letzte Woche an die übrigen Ministerien zur Abstimmung. Die Bundesregierung plant, das Gesetz dem Bundestag im Frühjahr 2026 vorzulegen. Hintergrund und Begründung Ziel