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Deutschlands Exporteure melden 2025 deutlich weniger Geschäfte mit China. Eine aktuelle Hochrechnung der GTAI zeigt, dass China erstmals seit 2010 nicht mehr zu den fünf wichtigsten Abnehmern deutscher Waren gehört.
Die Warenausfuhren nach China sinken um rund zehn Prozent auf etwa 80 Milliarden Euro. Damit verliert China gegenüber Großbritannien und Italien an Boden und rutscht auf Platz sieben der Exportstatistik. Vor einem Jahr belegte China noch Position fünf.
Gründe und Folgen der Trendwende
Die Gründe für den Einbruch liegen in zwei Bereichen. Einerseits schwächt sich der chinesische Binnenmarkt spürbar ab, erklärt GTAI-Expertin Christina Otte. Die Investitionen gingen in den ersten neun Monaten des Jahres leicht zurück, der Immobiliensektor stagniert, und der private Konsum bleibt schwach.
Außerdem fertigen deutsche Unternehmen vermehrt vor Ort in China, statt zu exportieren. Dieser Trend senkt Chinas Anteil an den gesamten deutschen Exporten auf 5,2 Prozent. Vor vier Jahren lag der Anteil noch bei 7,5 Prozent. Besonders stark betroffen ist der Automobilsektor, in dem die Ausfuhren nach China um 35,9 Prozent rückläufig sind.
Gleichzeitig wachsen die deutschen Importe aus China weiter. Laut dem Statistischen Bundesamt stiegen die Importe von Januar bis September um 8,5 Prozent, während die Exporte nach China um 12,3 Prozent sanken. Für das Gesamtjahr rechnet GTAI mit Importen von rund 168 Milliarden Euro. China bleibt damit Deutschlands wichtigstes Bezugsland für Waren und macht zwölf Prozent der deutschen Importe aus. Das Handelsbilanzdefizit mit China wird auf 87,6 Milliarden Euro geschätzt und erreicht einen Rekordwert. Experten sehen darin auch ein Zeichen, dass De-Risking bei Importen nur langsam voranschreitet.
Für deutsche Mittelständler bedeutet diese Entwicklung eine klare strategische Herausforderung. Die USA bleiben trotz eines Rückgangs von 7,3 Prozent auf 150 Milliarden Euro der wichtigste Exportmarkt. EU-Nachbarländer gewinnen an Bedeutung. Frankreich, die Niederlande und Polen verzeichnen Zuwächse bei den deutschen Ausfuhren. Großbritannien zeigt ebenfalls Zuwächse.
Unternehmen, die bisher stark auf den chinesischen Markt setzten, müssen nun alternative Absatzwege prüfen. Die Entwicklung zeigt, dass die Entkopplung von China bei Exporten Fortschritte macht. Bei Importen bleibt die Abhängigkeit hoch.
GTAI warnt zudem, dass sich der Trend auch 2026 fortsetzen könnte. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen wird es kritisch, neue Märkte zu erschließen. Die Situation unterstreicht die Notwendigkeit, nicht nur auf traditionelle Partner wie die USA oder China zu setzen, sondern regionale Handelsbeziehungen innerhalb Europas zu stärken. Gleichzeitig gilt es, bei Importen aus Asien stärker auf alternative Produktionsstandorte wie Vietnam oder Indien zu setzen, um langfristig resiliente Lieferketten aufzubauen.
Quellen
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/11/PD25_411_51.html
https://www.gtai.de/de/trade/china/wirtschaftsumfeld/hochrechnung-aussenhandel-china-1943848
https://klardenker.kpmg.de/deutschland-china-aussenhandel-dramatische-entwicklung/
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/deutschland-exporte-china-importe-li.3354965
https://www.trend.at/news/deutschland-vor-rekorddefizit-im-handel-mit-china
