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Die deutsche Automobilindustrie steckt in einer schweren Phase. Eine Analyse von EY zeigt einen deutlichen Beschäftigungsrückgang. Innerhalb eines Jahres sank die Zahl der Beschäftigten um 6,7 Prozent. Das entspricht rund 51.500 gestrichenen Arbeitsplätzen. Seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 hat die Branche mehr als 112.000 Stellen verloren. Keine andere Industrie erlebt einen vergleichbaren Rückgang. Besonders stark betroffen sind Zulieferer. Ihre Umsätze brachen 2024 um acht Prozent ein. Die Autokonzerne kämpfen zudem mit geringeren Gewinnen und schwächeren Absätzen, wie sich bei VW und BMW zeigt.
Schwache Märkte und Kostenlast treiben den Abbau voran
Der massive Stellenabbau beruht vor allem auf schwachen Inlands- und Exportmärkten. Die deutschen Industrieunternehmen melden acht Quartale mit Umsatzrückgängen in Folge, die Automobilbranche leidet besonders. Der Absatz in die USA fiel im zweiten Quartal 2025 um zehn Prozent. Gleichzeitig sanken die Exporte nach China um 14 Prozent. Hohe Energiekosten und bürokratische Hürden drücken die Wettbewerbsfähigkeit. EY-Experte Jan Brorhilker betont, dass viele Unternehmen zu spät reagieren und jetzt Personal abbauen müssen, um Überkapazitäten auszugleichen. Besonders betroffen sind Verwaltungs- und Entwicklungsbereiche in Deutschland, dort befinden sich zentrale Funktionen.
Elektromobilität verändert die Struktur der Branche
Der Umstieg von Verbrennern auf E-Autos beschleunigt den Strukturwandel. Elektrofahrzeuge benötigen weniger Bauteile. Das trifft vor allem Zulieferer, die auf klassische Antriebskomponenten setzen. Gleichzeitig wandern Schlüsseltechnologien wie Batteriezellen stärker ins Ausland. Unternehmen wie Bosch und Continental reagieren mit Stellenstreichungen. Continental plant bis 2026, weitere 3.000 Stellen in der Autozulieferersparte abzubauen, darunter Standortschließungen in Hessen und Bayern. Branchenexperten erwarten, dass sich der Trend fortsetzt, weil die Produktion von E-Autos insgesamt weniger Arbeitskräfte benötigt.
Politik muss Standortbedingungen stärken
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert klare Signale der Politik für Wachstum und Innovation. Achim Kampker von der RWTH Aachen betont, dass Produktivitätsfortschritte dringend nötig sind, um Deutschland langfristig zu sichern. Dazu gehören eine schnellere Digitalisierung und weniger Bürokratie. Junge Ingenieure spüren bereits Folgen: Die Branche bildet deutlich weniger Absolventinnen und Absolventen aus als früher. Dadurch verschärft sich der Arbeitsmarkt. Ohne gezielte Unterstützung in Forschung und Infrastruktur, etwa beim Ausbau der Ladeinfrastruktur, droht Deutschland in der E-Mobilität weiter Boden zu verlieren.
Ausblick bleibt herausfordernd
Die Aussichten für die kommenden Jahre bleiben skeptisch. EY-Experte Brorhilker erwartet, dass der Stellenabbau sich auch im nächsten Jahr fortsetzt, da Restrukturierungsprogramme oft erst später in den Statistiken sichtbar werden. Für mittelständische Zulieferer bedeutet das zusätzlichen Druck, sich neu zu orientieren oder zu spezialisieren. Gleichzeitig wächst die Sorge, dass der Rückgang bei Entwicklungskapazitäten die Innovationskraft der Branche schwächt. Wer früh in neue Technologien investiert und politische Unterstützung erhält, hat langfristig bessere Chancen.
