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Alexander Sixt, Co-Vorstandschef des Münchner Autovermieters, sieht Risiken in den geplanten EU-Regelungen. Gemeinsam mit Branchenverbänden wie dem VDA übt er Kritik an Plänen, die ab 2030 ein Verbot von Verbrennungsmotoren für Firmenflotten vorsehen. Ohne flächendeckende Ladeinfrastruktur würden solche Vorgaben die Kosten für Fuhrparkbetreiber unnötig erhöhen und die Planungssicherheit schwächen.
Infrastrukturdefizit bremst Elektropläne aus
Interne Analysen von Sixt zeigen, dass die Ladeinfrastruktur in der EU nur rund 20 Prozent der Fläche abdeckt. Der Rest gilt als Lade-Wüste. Drei Länder – Deutschland, Frankreich und die Niederlande – stellen etwa 60 Prozent aller öffentlichen Ladepunkte bereit. In Deutschland fehlen in fast der Hälfte der Kommunen öffentliche Ladestationen, wie Daten des Bundesverkehrsministeriums zeigen. Vinzenz Pflanz, Chief Business Officer von Sixt, betont, dass diese unausgewogene Verteilung besonders in Südeuropa und ländlichen Regionen enorme Nutzungshemmnisse verursacht. Ohne flächendeckende Schnellladekapazitäten bleiben ambitionierte Quoten für Flotten unrealistisch.
Wirtschaftliche Risiken für Fuhrparkbetreiber
Die aktuelle Infrastruktur wirkt sich bereits auf die Flottenplanung aus. Sixt hat den anteiligen Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge in der eigenen Flotte von ursprünglich geplanten 70 bis 90 Prozent bis 2030 deutlich reduziert. Derzeit liegt der Anteil bei sechs Prozent. Die Restwerte der Fahrzeuge sanken in einigen Jahren um bis zu 40 Prozent. Gründe sind sinkende Nachfrage, hohe Reparaturkosten und ein rückläufiger Gebrauchtwagenmarkt. Im ersten Quartal 2024 führten diese Entwicklungen zu erheblichen Abschreibungsverlusten. Gleichzeitig verteuern sich gebrauchte Verbrenner, was die Kundenpräferenzen widerspiegelt.
Politische Inkonsistenz verschärft die Krise
Sixt kritisiert vor allem die wechselhafte Förderpolitik der Bundesregierung. Das abrupt beendete Kaufprämienprogramm für Elektroautos Ende 2023 habe Unsicherheit geschaffen und Planungen von Unternehmen wie Sixt torpediert. „Will man den Verbrenner abschaffen, muss Elektromobilität konsequent gefördert werden – so wie es andere Länder tun“, fordert Sixt. Zudem warnt er vor dem Havanna-Effekt: Fällt der Neuwagenkauf durch politische Vorgaben oder mangelnde Infrastruktur weg, steigt das Durchschnittsalter der Fahrzeugflotte. Ältere Fahrzeuge bedeuten höhere Wartungskosten und geringere Sicherheit.
Lösungsansätze: Public-Private-Partnerships als Schlüssel
Trotz der Herausforderungen setzt Sixt weiter auf Elektromobilität, fordert jedoch klare Rahmenbedingungen. Das Unternehmen investiert 50 Millionen Euro in eigene Ladepunkte an Mietstationen und kooperiert, um Zugang zu mehr als 300.000 Ladepunkten in Europa zu ermöglichen. Private Initiativen allein reichen nicht aus. Sixt plädiert für verstärkte Public-Private-Partnerships, bei denen Staat und Wirtschaft gemeinsam Ladeinfrastruktur in ländlichen Regionen und entlang von Transitstrecken ausbauen. Nur so lässt sich die notwendige Planungssicherheit schaffen, ohne Kunden mit höheren Preisen zu belasten.
